Samstag, 7. September 2013

Der Bau des Minimodul "geschlossener Abzweig Schwellenplatz" nach H0pur Standard - Folge IX





Das abzweigende Gleis in Richtung alter Schwellenplatz besaß gleich im "scharfen" ersten Gleisbogen nach der Weiche eine nachträglich eingebaute Leitschiene.
Diese Leitschiene oder umgangssprachlich auch Zwangschiene genannt, wurde einige Jahre nach der Verlegung und dem Betrieb des Gleis zum einen dem nur 90 Meter messenden Bogenhalbmesser schuldig nebst der auch bei langsamster Fahrt großen Gefahr der Entgleisung der Fahrzeuge installiert, nach Aussage eines Zeitzeugen hatte diese Leitschiene zudem zusätzlich die Aufgabe diesen Gleisbogen zu stabilisieren. Man hatte nach einiger Zeit des Betrieb und befahren an diesem Gleis festgestellt, dass der Unterbau aus Gründen der unmittelbaren Nachbarschaft zu ausgekohlten Braunkohlengruben "wanderte" und somit die Gefahr einer permanenten Gleisverschiebung gegeben war. Man konnte und wollte nun zu dieser Zeit nicht das Gleis grundlegend befestigen, ergo Griff man zu diesem "Hilfsmittel" um das Gleis noch für einige Zeit mit einer maximalen Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h befahrbar zu halten.
Da  in damaliger nahen Zukunft schon der Plan eines neuen und weitaus großeren Schwellenplatz gereift war, der ja auch einige Jahre später an anderer und "sicherer Stelle" entstand, sollte diese Maßnahme auch nicht für die Ewigkeit sein.
So wurde also diese Leitschiene mit einer alten verbrauchten und unter das Grenzmaß beidseitig abgefahrenen Schiene der Bauart S 49 nebst Kleineisen Oberbau K in den scharfen Gleisbogen gebaut.



Im Bild zu sehen ist die Leitschiene in den Gleisbogen fest eingebaut aber noch nicht mit allen Details komplettiert.

Leider habe ich zu dieser Leitschiene beim Vorbild keine exakten Daten und auch nicht das kleinste Foto bis heute auftreiben können.
Bekannt ist mir nur, dass zur Verwendung eine Schiene der Regellänge von 15 Meter verbaut wurde, an dieser vor dem Einbau beide für die Stoßschrauben / Laschen durchschossene Bohrungen beider Enden mittels Schneidbrenner abgetrennt und in Folge am Schienenfuß bearbeitet und gebogen wurden.
Somit habe ich dann eine etwaige Gesamtlänge der Leitschiene von ca. 13,5 - 14,0 Meter bedacht, welche im Maßstab 1 : 87 eine Länge von etwa 155 mm - 161 mm entspricht ermittelt und den Mittelwert von 157 mm Länge für das Modell übernommen.

Es gibt noch einige Maße mehr zu beachten, diese zum einen an Hand einer Musterzeichnung der Leitschiene auf Holzschwellen aufgeführt und meine Erstellung dieser im Modell soll nun im folgenden gezeigt werden:


Musterblattzeichnung aus dem Fundus von RST Eisenbahnmodellbau R. Steinhagen

Der innere Abstand zwischen beiden Schienen zwischen den Köpfen auch als Rillenmaß genannt gemessen, betrug beim Vorbild laut der Musterzeichnung zwischen 50 mm und 60mm, dies entspricht im Modell etwa 0,52 mm, dabei legte ich mich auf einen Abstand von 0,7 mm am Modell fest.
Dabei ist in der Zeichnung zu sehen, dass es für eine Leitschiene Oberbau K auf Holzschwellen bei der Deutschen Reichsbahn gesonderte Bauteile gab. Diese wurden aber und dafür gibt es genügend Beweise zB. bei der Windbergbahn in Sachsen, nicht immer für diesen Zweck verbaut.
Gerade bei verschiedenen Kleinbahnen mit Gleisen des Oberbau K und ebenfalls einigen DDR Grubenbahnen so auch bei der Zschornewitzer Kleinbahn, welche wie ich es in der Vergangenheit schon mehrfach beschrieben hatte, ab dem Jahr 1949 den Status einer Grubenbahn erhielt und diesen bis in das Jahr 1991 besaß, dementsprechend folgend durch ihre Eingliederung in den Bereich der Grubenbahnen im Bitterfelder Braunkohlenrevier von dieser unterhalten worden ist, wurde eine nachträglich zum bestehenden Gleis eingebaute Leitschiene nicht immer auf  für diesen Zweck spezielle gefertigte und genormte Bauteile gebaut.
Es wurden (nicht nur!) alte Schienen auf  für diesen Zweck bearbeitete einfache Rippenplatten geschraubt und dem Gleis angefügt. Anpassungsarbeitenn führte dann zu meist der Schneidbrenner aus!

Der Zweck heiligt die Mittel, und unter dieser Prämisse wurde zum größten Teil gerade bei den Gruben - und Anschlußbahnen in der ehemaligen DDR gebaut, repariert und unterhalten,  die Hauptsache dabei war, dass es bei der herrschenden allgemeinen Materialknappheit dennoch Wunschgemäß funktionierte!



In diesem Bild ist die Leitschiene mit an ihr angefügten "normalen" Messingguß Rippenplatten Rp 16 die ich auch für meine übrigen Gleise verwende zur Probe auf das Gleis gesetzt.
Die Rippenplatten welche die Leitschiene halten, habe ich im inneren der Rille etwas verkürzt, sie wurden bis an die Klemmschraube für den Schienenfuß befeilt bzw. verkürzt. Leider ist dies natürlich absolut nicht maßstäblich, diesen wenn auch nicht schönen Kompromiss mußte ich aus Ermangelung geeigneter Bauteile einfach eingehen.
Nun könnte natürlich der eine oder andere Leser hier einwenden dass es doch Bauteile für eine Leitschiene von RST Eisenbahnmodell zu erwerben gibt - von dieser ich hier auf dieser Seite im Blog vor einiger Zeit berichtete - leider ist diese "nur" für das Stahlschwellengleis maßstäblich verwendbar, auf Holzschwellen sind es eine ganz andere Bauart der Teile.
Aber vielleicht wird es in nicht allzu ferner Zukunft auch Bauteile für diese Art Leitschiene geben ...



In diesem Bild ist sehr gut zu erkennen, dass ich einen kleinen Trick angewandt habe, um die Leitschiene etwas tiefer der normalen Schiene zu befestigen.
Das soll den Eindruck einer etwas geringeren Höhe der Leitschiene gemäß dem Vorbild "vortäuschen", so habe ich etwa 0,3 mm der Stellen auf den Holzschwellen worauf die Rippenplatten zu liegen kommen abgetragen.
Da das Gleis mit der Leitschiene auf meinem Modul in diesem Bereich gesperrt und nicht befahrbar ist und allmählich mit Kräutern usw. zuwächst, ist dieser kleine Trick dann nicht mehr auszumachen.
Dies soll aber nicht heißen, dass hier kein Fahrzeug fahren kann, dem ist nicht so!
Selbstverständlich wird auch dieser Bereich des Gleis so gebaut, dass es ohne Komplikationen mit H0pur Fahrzeugen befahrbar sein wird!!
Das muß schon sein!!



Hier der vordere Bereich der Einfahrt in die Leitschiene aus Richtung der "rückgebauten Weiche" gesehen.
In diesem Bereich werden zudem demnächst einige Blessuren auf den Holzschwellen von ehemals entgleisten Fahrzeugen und deren Spurkränze zusätzlich eingearbeitet werden.



Die Leitschiene auch hier zur Probe und Überprüfung eingesetzt.



Um nun das exakte Maß der Rillenweite beim befestigen der Leitschiene durchgehend zu erhalten, habe ich mich einiger kleiner Polystyrolstücke (Evergreen) von 0,75 mm bedient, welch ich noch kurz auf einem Stück feinem Schleifleinen auf das Maß von 0,7 mm abzog.
Diese dann in der Rille richtig platziert und nochmals sorgfältig ausgerichtet und fixiert, kann die Leitschiene an ihren Unterseiten der Rippenplatten mit etwas wenigem 2 K UHU Endfest auf die Holzschwellen verklebt werden.



Die Verklebung ist gelungen, nun können die Distanzstücke vorsichtig entfernt und die Klebstellen gesäubert werden.
Danach geht es nun an die Vollendung der Leitschiene mit allen vorgesehenen Details.
Davon und auch der weiteren Vorstellung von einigen einzelnen Bauschritten bis zum sichtbaren Ergebnis der Leitschiene am Gleis dann demnächst mehr.

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