Samstag, 17. Januar 2015

Ein sächsischer 750 mm Schmalspur - Personenwagen der Gattung KB 4 in H0e von Technomodell wird verfeinert - ein Beitrag von Norman Timpe






Liebe Blog-Leser,

nach meinem "Erstling" hier in diesem Theater vor ein paar Wochen , möchte ich gerne eine weitere kleine Bastelei vorstellen.
Es wird auch heute wieder um ein schmalspuriges Thema gehen.
Dieses Mal jedoch habe ich mich eines "richtigen" Schmalspurfahrzeuges angenommen.
Will heißen, ein sächsischer Personenwagen der Gattung KB4 (750mm Schmalspur) wurde entsprechend für meine Belange ertüchtigt.



Das Vorbildfahrzeug wurde 1911 in Dienst gestellt und der lfd. Nr 711 - vereinfacht gesagt, sind die laufenden Nummern analog zu den preußischen MB zu sehen - zugeordnet.
Später orderte die sächsische Staatsbahn noch weitere Exemplare nach und reihte diese unter der lfd. Nr. 712 ein.
Der Wagen führte ursprünglich 2. und 3. Klasse, daher die Gattungsbezeichnung BCC.
Das "C" wird in diesem Fall verdoppelt, da es sich um ein vierachsiges Fahrzeug handelt. 

Nach Abschaffung der 3. Klasse wurde also ein reiner 2. Klasse-Wagen daraus, unter Beibehaltung der unterschiedlichen Platzaufteilung.
Die DR der DDR hat ja zur Kennzeichnung eines 4- achsigen Wagen eben die Ziffer 4 vorgesehen, anstatt wie in der Epoche 1 üblich, den zweiten Kennbuchstaben zu verdoppeln. 
So wurde aus der Bezeichnung BCC die Bezeichnung KB4. Warum nun dabei das "i" für Bühne fehlt, das entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Die Blechbeplankung ist seit den 50er Jahren bei fast allen Exemplaren angebracht worden. Umgangssprachlich werden diese Fahrzeuge einfach als "Großfenstrige" bezeichnet.

Das Modell stammt von der Firma Technomodell, zum Kaufzeitpunkt noch unter der Ägide des Firmengründers Ing. Walter.
Kurz vor seinem Tod wurde das Sortiment von PMT übernommen. Leider sind die alten Formen bisher kaum überarbeitet worden.
Maßgebliche Vorgabe war, keine riesigen konstruktiven Änderungen am Fahrzeug vorzunehmen.
Dies wäre im Sinne einer Annäherung an das Vorbild eigentlich nötig bei z.B. armdicken Bühnengeländer und angespritzten Griffstangen, aber ich sah davon ab um einen einigermaßen
überschaubaren Zeitraum für den Umbau einhalten zu können.

Doch nun im folgenden zu den ausgeführten Arbeiten am Modell:

Der größte Posten hierbei war die Neulackierung des Wagenkastens.
Zuerst einmal mußte der Wagen jedoch zerlegt werden. Das ist normalerweise keiner Erwähnung wert, jedoch bei Produkten von Technomodell ist dies anders. Dort wurde beim Zusammenbau nicht mit Leim gespart, so daß eine Demontage stets zur Zitterpartie wird.
Da auch ein Fenster geöffnet werden sollte, habe ich dieses als erstes realisiert.
Das Originalteil muß seiner Stärke wegen unbedingt ersetzt werden, es sei denn man möchte 10 cm Panzerglas darstellen...


"Das zugeschnittene Fenster ...
Ein Stück durchsichtiges Plaste wurde zugeschnitten und den Rahmen bildet die Lötfahne eines alten
Kohleschichtwiderstandes. Der Draht ist schön weich und läßt sich gut breit quetschen.
Etwas abgedunkelte Messingfarbe imitiert nun den Rahmen.


... hier probehalber eingebaut" 
" mein bescheidenes Farbarsenal an Grüntönen..."
Als nächstes wurde der Wagenkasten stark ausgeblichen. Dies geschah mittels "Luftpinsel" und mit der bewährten Acrylfarbe von Vallejo.




Zum Vergleich vorher / nachher.
Die Lichtverhältnisse schwächen leider den Effekt etwas ab, in natura ist die Ausbleichung ungleich stärker.
Dann habe ich abgeklebt mit einfachen Malerkrepp, wobei die auszubessernden Stellen natürlich frei blieben sollen.



Eine weitere, hoffentlich dem Grün der Reichsbahn entsprechende Farbschicht folgte.



Nach dem sofortigen Entfernen des Klebebandes und anschließender Trockenphase, erfolgte eine Fixierung mit seidenmatten Klarlack. Hierzu habe ich erstmals den spritzfertig eingestellten 1K-Lack von Jens Klose verwendet -  besser bekannt als Inhaber von MMC, Modellbahnmanufaktur Crottendorf.
Was soll ich sagen, der Klarlack konnte mich restlos! begeistern.
Übrigens verträgt sich der Lack auch sehr gut mit denen von Weinert oder RST Eisenbahnmodellbau.

Das Dach wurde ebenfalls etwas behandelt.
Die rauhe Oberfläche imitiere ich mit schwarzen Primer von Vallejo, welcher unverdünnt aufgetupft wird.
Ausbesserungsflicken stelle ich nach Ingos Methode mit einer einzelnen Lage Papiertaschentuch dar.



Einige kleine Details habe ich noch geändert, die das Aussehen des Wagen etwas aufwerten.
Zu erwähnen wäre z.B. der Anbau von Körting-Bremsschläuchen (Messing-Feingußteile von Heinrich), oder teilweise Entfernung der Heberlein Bremseinrichtungen auf dem Dach, Anbau von Eigenbau - Lösezügen uvm.
Auch wurde der Wagen mit funktionierenden Scharfenbergkupplungen von Modellbau Veit bestückt.


die selber gefertigten Lösezüge
Ein weiterer Punkt auf der Agenda lautet; Einbau von Beleuchtung, digital schaltbar.
Hierbei schwöre ich auf die digitalen Lichtleisten von Kühn, respektive die LT10 http://www.kuehn-digital.de/ .
Für ca. 16 Euro erhält man dort die fertige Elektronik incl. 6 - fach Decoder!
Weiteres Plus für mich ist, Stütz-Elkos können ohne Ladeschaltung direkt angeschlossen und 2 - Ausgänge frei belegt werden.
LED kann man dort ohne Vorwiderstand anschließen. Die Ausgänge sind nach entsprechender Konfiguration bis 100mA belastbar (z.B. Digitalkupplung).
Da mein Wagen eine separat schaltbare Bühnenbeleuchtung erhalten sollte, wurde hierfür Aux1 vorgesehen.
Aux2 bleibt meinen "Specialeffects" vorbehalten.
Den Stütz-Elko plazierte ich im Abort. Es kam einer als V - Chip mit 470 Microfarad zum Einsatz.
Für die Bühnenbeleuchtung verwendete ich LED der Bauform 402 mit 0,1 mm Kupferlackdraht.



Das Bild zeigt einen ähnlich umgebauten Wagen wie oben beschrieben, da ich es "im Eifer des Gefechts"schlicht und einfach vergessen habe, ein entsprechendes Foto zu machen.

Um die Lichtfarbe der gesamten Beleuchtung einem warmen Glühlampenlicht anzunähern, wurde alle LED nochmal dünn! mit gelber Farbe übermalt.



Natürlich braucht die Elektronik auch "Saft".
Daher wurden beide Drehgestelle, respektive alle 8 Räder zur Stromabnahme ertüchtigt.
Schleifer von Mayerhofer - Modellbau habe ich gestutzt und mit Sekundenkleber befestigt.
Die Leitungen führte ich durch den ausgebohrten Drehzapfen. 

Da dies nun schon der dritte umgebaute Wagen ist, werde ich heuer im Ausstellungsbetrieb einen "Feldversuch" starten, welche Art der Stromabnahme die beste ist.
Ich habe nämlich ein Fahrzeug. mit Schleifern versehen, welche die Potentiale nur von der Achse abgreifen und ein weiteres, wo nur ein Drehgestell benutzt wird, dabei aber alle 4 Räder.
Da ja mit höherer Schleiferzahl an den Radscheiben auch der Rollwiderstand entsprechend steigt, bleibt abzuwarten welche Lösung die günstigste sein wird.

Nach erfolgter Montage aller Einzelteile wurde der Wagen noch mit Pigmenten patiniert.
Diese fixierte ich nicht noch einmal; ob dies der Weisheit letzter Schluß ist, wird sich zeigen...

...wäre nun noch über die oben erwähnten "Specialeffects" zu berichten.
Leider ist es auf den Bildern nur sehr mäßig zu erkennen, aber als bekennender Mikromodellbauer der ich bin, habe ich mir wieder was ausgedacht...


 "Der Raucher"
Der Figur auf der Bühne wurde das Rauchen beigebracht, wenn auch nur optisch.

Es gibt wohl entsprechende Figuren in Kleinserie käuflich zu erwerben, aber diese Miniaturen haben unten einen riesigen "Klumpen" mit der Lichttechnik angebaut.
Dieser Klumpen muß dann in der Anlage versenkt werden. Außerdem gehört dann noch eine große Platine dazu. Leider bringt man das halt mobil sehr schlecht unter.
Mir ist es nun nach unzähligen Versuchen gelungen, dies auf allerkleinsten Raum, respektive in!!! der Figur zu realisieren.
Die Zigarette ist mit 0,25mm Durchmesser zwar immer noch zu dick, aber leider bietet der freie Markt nichts Dünneres.
Das genaue Wie bleibt mein Geheimnis, es sei nur soviel verraten, daß sich hier moderne LED-Technik und ein DDR - Erzeugnis auf Augenhöhe begegnen.
Die komplette Ansteuerung erfolgt über die oben beschriebene Lichtleiste.
Der entsprechende Ausgang läßt sich auch als Zufallslicht konfigurieren.

Der ganze Umbau dauerte exklusive Raucherfigur circa 2 Tage.
Meiner Meinung nach ein vertretbarer Kompromiss zwischen Aufwand und Nutzen.





 Hier noch schnell ein Bild vom bisher von mir umgebauten Zug: KD4, KB4tr, KD4.

So hoffe ich, daß vielleicht die eine oder andere Anregung für den geneigten Leser dabei war.
Bliebe noch zu erwähnen, daß alle Bilder während des Baus nur mit meiner "Schmierfliese", also dem Tablet aufgenommen wurden und eventuell nicht den höchsten Qualitätsansprüchen genügen. Ich bitte gnädig darüber hinwegzusehen, da mein Hauptaugenmerk dann doch beim Bauen lag
und die Bilder lediglich der Dokumentation dienen." 

Bravo mein lieber Norman, eine wirklich Klasse Leistung!
Ein Raucher auf dem Perron meines Fakultativ Wagens  - wenn er denn einmal fertig gestellt ist - wäre natürlich auch sehr schön und würde mein Herz erfreuen!

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