von Norman Timpe
Da ja Ingo letztens hier auch auf sozusagen "schmalspurigen Schienenpfaden" gewandelt ist (siehe hier im Blog den Baubericht des dreischienigen Gleiswechsel Wolkenstein), war es naheliegend wieder einmal einen kleinen Baubericht beizusteuern, welcher recht gut zur Thematik paßt...
Unlängst habe ich mir einen Bausatz von Glöckner Modellbau vorgenommen, welcher nun kurz vorgestellt werden soll.
Damit der geneigte Leser weiß, um welchen Wagen es sich handelt, sei mir gestattet ein Bild des fertigen "Machwerkes" voranzustellen.
Doch der Reihe nach.
Der zunächst recht unspektakulär wirkende Wagen hat doch eine recht interessante Vita.
Für die Rbd Cottbus wurden mangels geeigneter Fahrzeuge 1955/56 fünf offene Güterwagen für die 750mm-Schmalspurstrecke Zittau-Oybin/Jonsdorf im Raw Karl-Marx-Stadt gebaut. Hierfür dienten die Untergestelle von Wagen der Gattung HH vierachsiger Rungenwagen als Spenderfahrzeuge.
Obiger OO (also 15 Tonnen Ladegewicht) hatte als einziger Pressblech - Drehgestelle, da sein Spenderfahrzeug einer der in wenigen Exemplaren gebauten Einheits - HH war.
Um 1960 kam das Fahrzeug nach Oberwiesenthal zur CW - Linie = (Ober)Wiesenthal-Cranzahl).
Etwa 1967 wurde der Wagen schlußendlich ausgemustert.
Zum Modell.
Der Bausatz kommt gut sortiert von Glöckner in einer Auflage von 100 Exemplaren daher. Überwiegend sind geätzte Neusilberbleche zu verarbeiten.
Einige MS- und Weißmetallteile ergänzen das Ganze. Zudem sind Drehgestelle von Bemo dem Bausatz beiliegend.
Da ich es leider versäumt hatte, den BS vor Baubeginn zu dokumentieren, hat mir ein freundlicher User eines einschlägigen Forums ein Bild der Bauteile zur Verfügung gestellt.
Erwähnenswerte Besonderheit des Bausatzes ist, daß die Innenwände profiliert dargestellt sind. Dies wird dadurch erreicht, daß zunächst die Innenwände zu einer "Wanne" gebogen und verlötet werden. Dann folgen darauf die einzelnen Seiten-und Stirnwände. Beim Verlöten der besagten Wanne ist peinlichst!!! darauf zu achten, daß die feinen Anätzungen der Bretter nicht mit Zinn zulaufen. In den Eckwinkeln ist dieses im Nachhinein nur extrem schwer zu entfernen.
Überhaupt ist man gut beraten, sich recht genau an die ausführliche Bauanleitung zu halten. Einzig bei der Methode des Zusammenfügens bin ich der Anleitung abgewichen.
Es wird generell das verlöten der Neusilber Ätzteile empfohlen.
Da dies aber nicht unbedingt meine Lieblingsdisziplin ist, habe ich diese teilweise geklebt. Dies soll nachfolgend noch begründet werden.
Der Konstrukteur hat wirklich versucht, den Wagen so vorbildgetreu wie möglich umzusetzen. Leider artet es doch in manchen Teilen etwas aus.
So bestehen z.B. die U - Profile welche die Seitenwände halten, aus 3! einzelnen Teilen. Bei 20 Profilen für den kompletten Wagenkasten ...
Es müssen also zunächst jeweils die beiden Seitenwangen jedes einzelnen Profils auf die Wände gelötet werden. Entsprechende Aussparungen in Letzteren ermöglichen aber eine
paßgenaue Justierung. Es wird von hinten, ergo vom inneren des späteren Wagenkasten gelötet. Dabei ist auf peinlichste Kühlung unbedingt zu achten!
Nachdem alle Teile pro Wand aufgebracht sind, wird diese hinten vorsichtig glatt geschliffen.
Werden die Lötstellen nicht peinlich genau geglättet, so fügt sich nachher Innen-und Außenwand nicht mehr Spalt frei aneinander!
Zwischen die Seitenwangen jedes U-Profils werden nun feine geätzte MS-Streifen mit Niete eingebracht. Diese sind individuell paßgenau abzulängen, damit später der jeweilige Niet
auch auf einem der Seitenbretter sitzt. Die sehr feinen Streifen zu löten, erschien mir aussichtslos. Daher habe ich mich für Kleben entschieden. Zum Einsatz kam Loctite 648, ein hochviskoser
Klebstoff zum Fügen Welle/Nabe. Er ist dafür vorzüglich geeignet. Gleich mehrere Vorteile gegenüber ordinären Sekundenkleber hat er vorzuweisen. Da aerob, klebt er nur wo er soll, nämlich zwischen
den zu verbindenden Teilen. Außerdem ist trotz sehr hoher und schnell eintretender Klebekraft, eine Korrektur für ca. 5 Sekunden noch möglich.
Auch die Innenwanne mit den einzelnen Außenteilen habe dann so verbunden. Ein Vorteil hierbei ist, daß keine vorherigen Lötstellen durch falsche Wärmezufuhr beim Zusammenfügen der
Baugruppen durch erneutes Löten wieder aufschmelzen können. Nach Sandstrahlen des Rohbaues sah es dann so aus...
Die Grundierung erfolgte mit dem Produkt von Weinert. Danach wurde die Farbe Güterwagen - Braun von RST Eisenbahnmodellbau Ralph Steinhagen aufgetragen.
Der schwarze Rahmen wurde freihändig mit PU - Grundierung von Vallejo (weil stark deckend) erstellt.
Warum sieht man im Hintergrund Spachtelmasse???
Ganz einfach großes Manko des ansonsten erstklassigen Bausatzes ist, trotz sorgfältigem schleifen bleiben Spalten an den Stirnseiten bestehen. Das heißt die Innenwanne ist zu groß bzw. die Außenteile geringfügig zu kurz.
Ich habe mich entschieden die Spalten auf einer Seite zu belassen, die anderen bündig zu fügen und dann nach zu spachteln und schleifen.
Ist alles lackiert, fällt es kaum mehr auf!
Die Decals lassen sich sehr gut verarbeiten. Ich nutze für diesen Job gerne die "Helferlein" von Vallejo in Form von Decal - Medium und Fixer.
Fixiert wurde dann alles mit Ultra matte Varnish von AK interaktive. Der Lack ist zwar Acryl basierend, aber in meinen Augen und meiner Erfahrung nach sehr gut mit 1K - Lacken verträglich und stellt im "Matt - Bereich" das Beste auf dem Markt dar.
Auch wenn es irgendwie im Herz wehtut .... aber eine Patinierung mußte dann doch sein.
So steht er nun zum Einsatz bereit...
Die Laufeigenschaften des Wagen sind hervorragend, nicht zuletzt auch aufgrund des respektablen Gewichtes.
Mein Fazit ist durchaus positiv. Der Bausatz ist wirklich sehr gut durchdacht und ohne größere Macken.
Einzig die Bauart der U-Profile für die Seitenwände wäre zu hinterfragen. Hier wird es einem meiner Meinung nach unnötig schwer gemacht.
Auch liegen dem BS neue in Messing gegossene Bremsbacken nebst einer Bohrschablone zur Komplettierung der Drehgestelle von Bemo bei.
Zu den Bremsbacken kommt die Frage auf ..... "soll ich wirklich???" ... die Dinger sieht doch eh keiner im Drehgestell, aber nach einiger Überwindung habe ich es getan und es wirkt wirklich toll ....
Nun liegt schon wieder ein Bausatz aus dem Hause Glöckner bei mir und wartet auf seinen Bau - das Modell eines sächsischen OOw.
Man wird sehen ....
Hallo Norman, ich bin schon lange eine Bewunderer deiner Arbeit. Ich empfinde deine Berichte immer angenehm weil kurzweilig. Du holst auch aus den schlechtesten Bausätzen noch was raus und aus den guten zauberst du Kleinode. Bleib weiter am Ball und mach weiter so
AntwortenLöschenGuten Tag Kollegen eine sehr gelungene Arbeit stellt dieses Modell dar!
AntwortenLöschenPhantastisch, ich bin stark begeistert!
VG. Arnold Wohrl