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Mittwoch, 2. Oktober 2013
Landschaftsgestaltung und "Begrasung" - der Beginn des experimentieren mit Landschaftsmaterial - heute mit einer Grasmatte von Noch
Es wird viel zur Landschaftsgestaltung im speziellen zur Begrasung auf Modellbahnanlagen, Modulen und Segmenten etc. sowohl in den bekannten Fachzeitschriften und Publikationen, sowie auch auf den im Internet gängigen Plattformen wie Foren, privaten Website und Blog geschrieben und gepostet.
Dabei kristallisiert sich meines empfinden nach zunehmend das elektrostatische "beschießen" der Flächen mit Hochspannung - Geräten wie Grasmaster ua. und für diesen Prozeß eigens von diversen Herstellern angebotenen Grasfasern in verschiedenen Längen und Farbtönen heraus.
Dieser praktikablen Lösung größere Flächen mit Gras verhältnismäßig schnell zu überziehen hat Anfangs auch mich begeistert!
Aber meine persönliche Ernüchterung zu dieser Prozedur stellte sich verhältnismäßig schnell ein!
Dieses beschiesen einer Fläche mit Grasfasern, wenn auch diese in unterschiedlicher Höhe, stellt für mich keine Nachbildung einer Wiese, Weide oder bewachsenes Flurstück dar.
Das Bild solch einer Landschaft wirkt auf mich in den meisten Fällen eines klinisch reinen mit nur einer einzigen Pflanzengattung bewachsenen "hybridischen Gebilde" dar, zumal es nun seit einiger Zeit solche elektrostatischen Geräte mit noch mehr Leistung respektive höherer Ausgangsspannung am Markt gibt, mit denen Grasfasern mit einer Länge bis 10 mm oder vielleicht auch mehr zu verarbeiten sind. Dies ist für größere Maßstäbe ab 1 : 43,5 oder besser 1 : 32 geeignet, aber doch nicht für 1 : 87.
10 mm Länge, dass bedeutet im Maßstab 1 : 87 - und von diesem spreche ich hier - 870 mm = 87 cm!
Wo bitteschön steht nur ein einziger Fleck gemeines Gras in ganz Europa mit solch einer Wuchshöhe, zumal immer schön gerade in den Himmel mit gleichbleibender Färbung reichend? Diese Höhen werden vielleicht in einer afrikanischen Savanne erreicht, aber doch nicht in Europa.
Normales Gras ohne Blüten - / Samendolden, so wie es dieses Grasfasern auch darstellen, besitzt eine Wachstumshöhe von maximal 30 cm = im Maßstab 1 : 87 von 3,5 mm. Für solche maximale Höhe muß auch der Boden sehr gut "in Form" sein. Der Durchschnitt beläuft sich aber in den meisten Fällen bei ca. 20 cm = ca. 2,5 mm!
Ich möchte jetzt und hier mit meiner Biologie nicht nerven, darum kurz und knapp:
Meine Landschaft werde ich weiterhin wie schon seit vielen Jahren gehabt ohne "Beschußgerät" aber unter Verwendung von neueren Materialien herstellen.
Bei einem vor kurzem stattgefundenen Besuch bei einem Freund lag bei diesem eine schon etwas benutzte Grasmatte vom Hersteller Noch auf dem Arbeitstisch. Beim Anblick dieser bekam ich die Idee etwas mit ihr zu experimentieren.
Ergo das Ding eingepackt und mitgenommen.
Mein kleines mit dem trigonometrischen Dreibock aufgebautes "Mini - Diorama" soll nun als Versuchsträger beim experimentieren mit verschiedenen Landschaftsmaterialien dienen.
Dabei benutze ich zur ersten Darstellung diese oben besagte Grasmatte von Noch, welche ich aber nach meiner Manier be - und verarbeite.
Diese ersten Schritte zum im Bild sichtbaren Ergebnis möchte ich im folgenden aufzeigen:
Schon in den 1970iger Jahren bekam man in der ehemaligen DDR vom Hersteller Mamos - vorher Auhagen - elektrostatisch "beschossene Grasmatten" in verschiedenen Farbtönen zu kaufen, zu einer Zeit wo anderswo noch mit eingefärbten Sägespäne hantiert wurde.
Diese besaßen als Trägermaterial Krepppapier mit einem sehr dichten Flor aus Grasfasern aufgebracht.
Nichts anderes stellen diese heutigen Grasmatten der bekannten Hersteller dar, wenn auch die Fasern selbst sich in der Qualität zum Teil deutlich verbessert haben.
Bei der damaligen Verarbeitung der Mamos Grasmatten hatte ich nach längerem experimentieren Schlußendlich kleine ca. 1,0 cm - 2.0 cm im Quadrat messende Stücke von der Grasmatte durch leichtes ziehen - nicht schneiden - abgetrennt und aufgeklebt. Dadurch gelang mir eine Grasnarbe herzustellen, welche dem Vorbild schon sehr nah kam.
Ab Anfang der 1990er Jahre hatte ich mich dann mit den damals neu erschienenen Grasmatten von Albert Rademacher's Sillouette - heute Mininatur - befasst, auch mit diesen Produkten ging ich beim verarbeiten gleich den Mamos Matten vor.
So soll es auch mit der Matte von Noch geschehen.
Das Trägermaterial dieser Matte besteht aus einer Kunststofffolie welche man schwerlich zerreißen kann, so muß die kleine Nagelschere zum abtrennen von kleinen Stücken angewendet werden.
Diese Matte - wahrscheinlich in der Tönung "Sommer" - ist mit verschiedenen helleren und dunkleren Tönen in Grün sowie verschiedenen Faserlängen bestückt.
Aus dieser werden nun im folgenden je nach Bedarf und Anordnung kleine Stücke ausgeschnitten und verlegt.
Dargestellt soll eine Landschaft / Wildwiese nach einem relativ heißen Sommer im Spätsommer / Frühherbst werden, in welcher der Vegetation der gelegentliche Wassermangel des Sommer in Form von verdorrten und teilweise braun gefärbten Kräutern anzusehen ist.
Hier sind nun die ersten Stücke aus der Matte ausgeschnitten und warten auf ihre Verklebung.
Geklebt wird mit UHU lösemittelhaltigem Kleber, welcher unter Zusatz von etwas Azeton so eingestellt wird, dass er keine Fäden zieht.
Das erste Stück mit relativ langem dunkleren Grün wird neben dem Bein des Dreibock positioniert. An dieser Stelle hält sich die Feuchtigkeit im Boden am längsten, so dass die Kräuter bei Trockenheit etwas länger mit Wasser versorgt werden. Dies sollte auch im Modell nachgestellt werden.
Ein zudem relativ großer Vorteil der Verlegung dieser kleinen Stücke ist dabei die Darstellung des Untergrund mit seinen "Ecken und Kanten", Vertiefungen und Anhöhen wie in meinem Fall, wobei sich das Material diesen Unebenheiten sehr schön beim verkleben anschmiegt und bestens geformt werden kann.
Hier sieht man solch ein Stück Matte mit langen Halmen, welche im Schatten des Dreibock sprießen konnten. Dieses Stück ist beim Vorbild mehr solitär auf einer kleinen Erhebung oder Bodenspalte zu finden als in einer kompletten Fläche.
Nun sind alle Stücke angeordnet, etwas ineinander geschoben und verklebt.
Dieses sichtbare Ergebniss stellt nun aber erst den Grundaufbau der Kräuterfläche oder Grasnarbe dar, weitere Behandlungen werden folgen.
Das Ergebnis nach der Weiterbehandlung kann man hier auf dem schon weiter bearbeiteten Stück erkennen, dabei sind aber auch hier noch nicht alle Maßnahmen durchgeführt worden. Vielleicht ist es aber trotzdem erkennbar, in welche (Vorbild) - Richtung die Reise gehen soll.
Zugegeben, es ist ein sehr großer Aufwand seine Landschaft nach dieser Verfahrensweise zu gestalten.
Das Resultat aber spricht für sich, es ist eine sehr schöne individuelle Atmosphäre gegeben ... und der Zeitaufwand ist dabei doch völlig Egal, es macht großen Spass und Freude meine Landschaft dermaßen nach einem Vorbild zu gestalten.
Nachdem ich nun meine Verarbeitung der Bodendecker in den Anfängen heute beschrieben habe, kommt mir der Gedanke, dass ich den Boden, seine Herstellung und Farbgebung euch einfach unterschlagen habe.
Ich werde dies im nächsten Beitrag zu diesem Thema nachholen.
Lieber Ingo Schuetze Bergmann,
AntwortenLöschenich hätte nie gedacht, dass sich mit einer handelsüblichen Noch-Grasmatte ein solch eindrucksvolles Ergebnis erzielen lässt. Dennoch denke ich, dass eine wirklich flächendeckende Begrünung mit dieser "Schnipsel"-Methode doch sehr anstrengend sein wird. Und gerade hier zeigen die Elektrostaten ihre Stärke, wenn sie denn nicht nur mit Fasern einer Farbe und einer Länge befüllt werden. Ich habe mir inzwischen ein ganzes Arsenal an Fasern unterschiedlicher Länge und Farbe von 2 bis 6 mm und braun über beige bis saftgrün beschafft. Zusammen mit einigen Blättern und Foliage lassen sich dann ganz individuelle Strukturen schaffen, denn manchmal besteht die Grasnarbe aus eher vereinzelten Inseln und manchmal aus einem sehr dichten, gleichmäßigen Bewuchs. Mir ist inzwischen durch das Einstellen der Konsistenz des Klebers auch gelungen, Fasern eher einzeln oder buschig aufzubringen. Einige Fotos der Experimente gibt es auf unserem Blog (siehe Link).
Lieber Lars Uhlig,
Löschendass absolut realistische Ergebnisse mit einem Elektrostaten zu erreichen sind, beweisen viele Beispiele auf Modulen, Anlagen usw. im Eisenbahn Modellbau und dies möchte und habe ich keineswegs in Abrede gestellt oder bezweifelt.
Das wird von Euch auf Eurem Blog Walburg den ich selbstverständlich regelmäßig verfolge und einigen anderen Kollegen zB. Andreas Zülicke immer wieder sehr eindrucksvoll bewiesen!
Meine getroffene Aussage bzw. Kritik zur elektrostatischen Begrasung beruht vielmehr auf der Tatsache, dass vielmals Deine wie von Dir im Kommentar geschilderte Praktik der Verarbeitung der verschiedenen Grasfasern, Laub etc. und das Wissen zur Vorbildsituation dabei leider nicht immer die nötige Beachtung findet. Sehr oft habe ich in der vergangenen Zeit sehr interessant aufgebaute Anlagen, Module usw. gesehen, welche dann mit einer Grünfläche" beschossen" sind, welche das eigentliche Werk optisch leider regelrecht zerstören.
Lieber Lars, ich bin keineswegs "ein Fachmann" auf diesem Gebiet der Landschaftsgestaltung, ich habe eigentlich "nur" ein paar Denkanstöße in dieser Richtung "provozieren" wollen ...
Mit Deiner sehr richtigen Feststellung, dass ein Elektrostat sehr effektiver als meine "Stückelei" eingesetzt werden kann, gehe ich zu 100% mit, nur werde ich auf meinen geplanten Modulen nicht einmal ansatzweise solch große Flächen wie sie zB. auf Walburg zu finden sind "begrünen" müssen. Mit meiner Stückelei wird es auch nicht bei der Noch - Matte bleiben, gerade experimentiere ich ua. mit den alten DDR Grasmatten verschiedener Struktur / Farbgebung zusammen mit verschiedenen Produkten / Hersteller aus der heutigen Zeit. Dabei möchte ich einfach einmal wissen, ob diese verschiedenen Produkte zusammen in Einklang und Harmonie zu bringen sind und eine realistische "Begrünung" ohne Elektrostat erreichbar ist.
Ich danke Dir für Deinen sehr guten Kommentar!
Viele Grüße - auch nach Walburg -
Ingo