Montag, 16. Juni 2014

Die V 15 / V 23 der DR von BRAWA und der (große!) Ärger im Fahrbetrieb mit einem fabrikneuen Modell aus China








Beim ersten Probelauf eines Lokomotivmodell über die beiden mit dem Umbau fertig gestellten und verlegten Weinert Weichen auf dem Westentaschen Modul benutze ich zu diesem Zweck bewußt ein Fahrzeug mit NEM Radsätzen.
Meine Wahl fiel dabei auf die in meiner Sammlung noch mit originalem Fahrwerk nach NEM  310 befindlichen Zustand der vor einigen Monaten hier im Blog behandelten BR V 23 von BRAWA.

Nachdem nun das bis dato nur auf einem Stück Tillig Elite Flexgleis zur Probe betriebene Modell auf dem Westentaschen Modul aufgegleist war, bekam es etwas Fahrstrom und fuhr in gemächlicher Geschwindigkeit los.

Die Fahrt verlief auch ganz gut - bis zur nächsten Weiche und deren Herzstück!
Dort im Herzstück nämlich bockte die Lokomotive auf einmal wie ein störrischer mexikanischer Esel - frei nach der Beschreibung B. Traven's in seinen Romanen -  stieg förmlich im Bereich der Herzstückspitzen ca. 1,00 mm in die Höhe und plumste danach außerhalb diesen Bereiches wieder auf den Schienenkopf auf oder "kletterte" auf die Flügelschiene und entgleiste sogar, so die Lok aus der Richtung Weichenzungen kam.
Dies wiederholte sich parallel auch in der zweiten auf dem Modul  installierten Weiche!

Mein erster Gedanke war natürlich der, was für einen Mist ich denn nun wieder an den beiden Weichen durch meine Umbauten verzapft habe.
Nun denn, Fühllehre und Messschieber zur Hand und den Bereich der Herzstücke und Radlenker nochmals genau vermessen - und keinen Fehler oder relevante Maßabweichungen gefunden.
Daraufhin wurde ein mit NEM Radsätzen bestückter nagelneuer Güterwagen auf das Gleis gestellt und lief ohne Zwischenfälle zu verursachen durch diesem Bereich der Weichen.



Das Bild zeigt sehr anschaulich das Fiasko der Lok wenn sie aus dem Bereich der Weichenzungen kommend in das Herzstück einfuhr.
Nun konnte "nur noch" ein sorgfältiges vermessen des Radsatzinnenmaßes der beiden Achsen Klarheit zu diesem Mißstand bringen.
Sollte an einem fabrikneuen Modell von BRAWA dieses Maß nicht korrekt eingestellt sein?
Die Aufklärung hierzu folgt nun auf dem Fuß:




Das Radsatzinnenmaß - von Radinnenseite zu Radinnenseite gemessen - ist im NEM 310 Standard auf 14,40 mm - 14,60 mm festgelegt, wobei es Kollegen gibt welche sogar bis auf 14,20 mm bei ihren Fahrzeugen runter gehen.
Bei RP 25 / 110 sind es 14,35 mm und bei den mit 2,2 mm schmalen H0fine Radsätzen beläuft sich das Radsatzinnenmaß auf 14,80 mm für einen sicheren Lauf der Modelle, wobei im H0pur Bereich sogar maßstäbliche 15,60 mm anstehen müssen.

Wie schaut das Radsatzinnenmaß aber an dieser V 23 von BRAWA aus?
Ein ausmessen wird es zeigen!



Die vordere erste Achse weißt ein Maß von 14,26 auf, dieses ist eigentlich für NEM schon unterhalb der Norm und als kritisch zu bewerten.
Mag dieses Maß vielleicht für Gleissysteme wie Roco oder andere noch unkritisch beim befahren von Weichen sein - ich kann es aus Ermangelung solchem Materials leider nicht prüfen - aber für Weinert Weichen ist dieses Maß schon nicht mehr tragbar, wenn es auch zu keiner Entgleisung kommt, so ist aber ein leichtes klemmen im Herzstück feststellbar!



Tja und wie es das Bild zeigt ist hier an der zweiten Achse unter dem Führerhaus wohl der Übeltäter des ganzen gefunden!
Bei diesem Radsatzinnenmaß von sage und schreibe nur 13,84 mm dürfte die Achse wohl in keiner käuflich erwerbbaren Großserien - Weiche ohne Fehler durchlaufen, ganz zu schweigen in Rolf's Material oder Eigenbauweichen.

Nun muß natürlich dafür gesorgt werden, dass die beiden Achsen mit ihren Rädern exakt auf das vorgeschriebene Maß eingestellt werden.
Mit einer Abziehvorrichtung für Räder speziell für solche Zwecke zB. bei Fohrmann erhältlich, dürfte dieses Unterfangen auch nicht das große Problem darstellen. Nun bestehen diese Speichenräder aber aus einem relativ weichen Zinkdruckguß. Zudem habe ich im nachhinein weiter festgestellt, dass die 90° Versatz der Räder / Kurbelbolzen auf einer Achse zueinander auch nicht korrekt vorliegen bzw. ab Werk eingestellt sind.
Da mein Plan es vorsieht, auch dieses Modell von Holger Graeler auf RP 25 / 88 H0fine Radsatz zu stellen, wobei er die originalen Räder bearbeitet und hinterdreht um dann abschließend feine schmalen Radreifen aus Neusilber aufzuziehen, muß er die Räder eh von den Achsen abziehen und nachfolgend dann exakt neu montieren und einstellen.

Einzig lustig an der Sache ist nur, dass ich mich schon öfters mit einigen Kollegen ua. des Fremo über genau dies Problematik unterhalten habe, zuletzt sehr intensiv bei meinem Besuch beim diesjährigen H0fine Kleinbahntreffen in Ziesar mit Thoralf Roggenbruck - und trotzdem bin ich bei den oben geschilderten Fahrversuchen nicht gleich auf die Ursache des Problems gekommen!

Nun, was man nicht im Kopf hat findet sich in den Beinen wieder - lautet ein Spruch aus meiner mitteldeutschen Heimat ...

Sehr traurig finde ich zudem persönlich die Qualitätskontrolle von BRAWA an ihren Erzeugnissen "Made in China", wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass dieses geschilderte Problem mit dem "falschen" Radsatzinnenmaß bei weitem kein Einzelfall darstellen dürfte!
Dabei würde mich brennend interessieren, ob sich solch eine mit vielen Fehlern behaftete Produktion trotz EU Fördermittel etc. im Land der Lotusblüte in den Betriebsergebnissen nach Steuer noch immer positiv bemerkbar macht.

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