Spureisen oder auch zumindest im mitteldeutschen Raum sogenannte "Angsteisen" wurden an den Stellen im Gleis einer Neben-, Klein- und ebenso bei Werksbahnen / Grubenbahnen dringend benötigt, um bei auftretenden Spurerweiterungen und Gleisverwerfungen verursacht ua. durch marode Schwellen, nach einem Betriebsunfall in Form einer Entgleisung etc. oder auch in engen Gleisbögen die korrekte Spurweite im Gleis wieder herstellen und beibehalten zu können.
Diese Prozeduren sollten im eigentlichen Sinne ein Provisorium von kurzer Dauer bis zur zeitnahen Reparatur solcher betroffener Gleisbereiche darstellen, die Praxis zeigte aber vielerorts, dass solche Spureisen zum nicht geringen Teil sehr viele Jahre in den betroffenen Gleisabschnitten ununterbrochen eingebaut verblieben und demzufolge vielerorts eine relativ hohe Arbeitsaufwendige und grundlegende Reparatur des betroffenen Gleis ausblieb. Erst bei einer grundlegenden Erneuerung solcher betroffenen Gleise entfielen auch die Eisen.
Natürlich wurden nun in festgelegten Zeitabschnitten im Bereich der eingebrachten Spureisen an diesen ihre korrekte Lage und die Spurweite im Gleis kontrolliert und bei Bedarf an diesen neu reguliert bzw. eingestellt.
Diese Praktik der Verwendung von Spureisen betraf dabei nicht nur Gleise der Normalspur von 1435 mm, sondern auch Schmalspurbahnen verschiedener Spurweiten wie ich es später an einem Beispiel einer vorbildgetreuen Umsetzung ins Modell an einem sächsischen 750 mm Schmalspurgleis zeigen werde.
Im Grunde darf man schon sagen, dass bei der Nachbildung eines Neben- oder Kleinbahngleises bei zumindest der DR ab der frühen Epoche 3 solche Spureisen im Modellgleis nicht fehlen dürfen, sie gehörten zur Grundausstattung jeder Gleisbaurotte und anderen mit der Unterhaltung von genannten Gleisen beschäftigten Fachleuten!
Sollen nun im Anfang ein paar Bilder vom Vorbild mit dem von mir zur Anfertigung beabsichtigten Spureisen folgen, ehe dieses dann ins Modell umgesetzt werden soll.
Ein sehr einfach aufgebautes aber dafür nicht minder effizientes Spureisen stellt dieses Teil implantiert in einem Gleis an der ehemaligen Zschornewitzer Kleinbahn im Bild dar.
Zwei aus 70 mm breitem und 10 mm starkem Flachstahl gebogene Krallen welche sich jeweils außen der Schienen an deren Füßen festkrallen, zwei mit jeweils einem Rechts- und Links steigendem in diesem Fall M 28 Gewinde versehene 30 mm Rundeisen auf die beiden Flacheisen aufgeschweißt und in der Mitte ein auch als Seilspanner bekanntes Werkzeug zur Einstellung der geforderten Spurweite, dies sind die Bestandteile des hier elektrisch nicht isolierten verbauten Spureisen.
Diesen Bautyp von Spureisen möchte ich nun im folgenden in ein paar Exemplaren im elektrisch isolierten Zustand zum Einbau in ein Gleis auf den Westentaschen Modulen des lieben Kollegen fertigen.
Es ist folglich "nur" eine kleine Bastelei, dürfte aber die Nachbildung eines vorbildgetreuen Kleinbahngleis im Auge des (kundigen) Betrachter sehr glaubwürdig anheben:
Die Spanneinheit / Spannmutter des Spureisen darf im Modell den isolierten Part darstellen, wobei hierfür die Verwendung von Isoliermaterial einer im Modellbau sehr häufig verwendeten Litze in Frage und Einsatz kommen wird.
An meiner vor etwa einem Jahr gefertigten "rückgebauten Weiche" stellte ich in diesem Beitrag hier im Blog im stillgelegten abzweigenden Strang ein paar Spureisen anderer Bauart gebastelt und eingebaut vor, diese ich dabei zu seiner Zeit aber nicht elektrisch isolierte da dieser Bereich stromlos ausgeführt worden ist.
Ganz anders heute, denn die Spureisen werden in ein unter Fahrspannung stehendes befahrbares Gleis eingebaut, demzufolge ist hier eine Isolierung der beiden Schienen (Strom - Potentiale) zueinander zwingend notwendig!
Die zum Bau der Spureisen benötigten Materialien:
- ein Streifen wie in meinem Fall Neusilberblech von 0,15 mm Stärke und ca. 1,00 mm Breite. Dieser hier verwendete Streifen ist ein Überbleibsel eines abgeernteten Ätzblechrahmen, wobei ich nochmals darauf hinweisen möchte, dass solche verbrauchten Ätzrahmen immer penibel gesammelt werden sollen, um unter anderem solche Basteleien ohne vorheriges bearbeiten von Bleche auf Maß auszuführen können. Ein Messingblechstreifen gleicher Stärke tut es aber auch!;
- gerichteter Messing- oder Neusilberdraht 0,3 mm;
- ein Stück isoliertes Kabel / Litze mit einem Querschnitt von 0,14 mm², dieses eigentlich in jeder Bastelkiste zum verdrahten von Modellbahnen zu finden ist. Im Bild zu sehen ist ein etwas arg starkes gelbes Isoliermaterial, nach einigem suchen habe ich dann doch noch eine um ca. 1 Drittel dünnere Isolierung in schwarz bei gleichem Leiterquerschnitt gefunden, mit dieser ich nun zufrieden bin.
Das anfertigen der teile ist eigentlich eine ganz entspannte Sache, der Streifen Blech wir rechtwinklig auf eine Länge von ca. 1,50 mm in eine an der Spitze gut schließenden Flachzange drapiert und dann im 90° Winkel gebogen.
Ein Stück "altes" Weinert CODE 75 - Schienenprofil wird wie im Bild ersichtlich in einen Schraubstock gespannt, der Blechwinkel von unten an den Fuß gelegt und mit einer flachen und breiten Pinzette in Richtung Schienensteg gebogen.
An diesem Beispiel in der Abbildung habe ich zum biegen wiederum die Flachzange benutzt, was nun erkenntlich etwas schief gegangen ist, da die Backen der Zange nicht in die Kehle in Richtung Steg passen.
Aus diesem Grunde sollte natürlich für den anstehenden Job ein passendes Werkzeug wie eine solche oben erwähnte Pinzette zum korrekten biegen verwendet werden! Das Material ist dabei mit seiner Stärke von 0,15 mm noch sehr gut scharf biegbar!
Nach dem die Krallen für die beabsichtigte Anzahl von benötigten Spureisen gebogen sind werden sie in ihrer Länge gekürzt. Dabei ist nach einigen Experimenten von mir die absolute Länge von 5,50 mm bis 6,00 mm festgelegt worden.
Auch beim Vorbild haben diese aus Flacheisen bestehenden Krallen leicht unterschiedliche Längen aufzuweisen, wobei aber zu beachten ist, dass jeweils an einem Spureisen eine identische Länge der beiden Krallen vorliegen sollte.
Ist die Ablängung der Krallen abgeschlossen, kann es nun an das auflöten des 0,3 mm starken Drahtes gehen. Dabei sollte sehr sparsam mit Lötzinn umgegangen werden.
Nun werden auch die Drähte auf den Krallen gekürzt, das Maß hierfür liegt bei kompletter Krallenlänge bei maximal 8,25 mm, so ist im Gleis eingebauten Zustand eine elektrische Trennung der beiden Krallen zueinander ausreichend gegeben.
Im Abschluß seht dann eine Reinigung mit dem Glashaar Radierer auf dem Programm, im Anschluß das waschen und befreien der Dinger von der beim löten benutzen ca. 30 % igen Phosphorsäure. Dies sollte sehr sorgfältig geschehen damit später auch die Farbe nach der Abschlußbehandlung halten kann!
Bevor ich mit der "Massenproduktion" der Spureisen begonnen hatte, fertigte ich einen "Prototyp" der in diesem und dem folgenden Bild zu erkennen ist an.
Dabei konnte ich dem Versuch nicht wieder stehen, gemäß der Situation im Vorbildfoto eine Schwelle zur Probe "mit Teer" zu benetzen.
Davon aber in einem der nächsten Beiträge mehr!
Komme ich nun zur Montage der Spureisen in den dafür beabsichtigten Gleisbereich des relativ engen Gleisbogen eines geplanten Werkanschluß von etwa 970 mm Radius (1 : 87 ca. 84,4 Meter) auf dem ersten Westentaschen - Modul.
Die Krallen werden wie im Bild zu erkennen, nachdem der Bereich mit etwas Azeton zum entfetten punktuell behandelt ist, an den Fuß der Schiene einseitig im Gleis mit etwas wenigem Zweikomponentenkleber UHU Schnellfest fixiert, dabei wird der Kleber unter dem Schienenfuß aufgebracht und die Krallen aufgeschoben.
Diese sollten nun einige Zeit zum abbinden unberührt bleiben.
Nun könnte man meinen, dass die Klebungen auch mit einem Sekundenkleber ausgeführt werden können. Das habe ich im Vorab auch mit drei verschiedenen Marken von Sekundenkleber probiert, jedesmal waren zum Schluß aber mehr oder weniger der häßlichen grauen Ausdünstungen an den Klebestellen ausgetreten, somit habe ich den Sekundenkleber ad' Acta gelegt und die Benutzung dieses "Schleifzeugs" verworfen!!
Es soll nun nicht heißen, dass man bei absolut jedem Produkt Sekundenkleber mit Ausdünstungen zu rechnen ist, es existiert am Markt sehr wohl mindestens ein solches von Ausdünstungen freies Produkt!
Leider habe ich es bis dato versäumt mir davon etwas zu besorgen. Das soll in kürze aber in Angriff genommen werden!
Ist der Klebstoff abgebunden und die Krallen fest am Schienenfuß, wird die Isolierung auf den Draht geschoben.
Das Isolierstück selbst besitzt eine Länge von jeweils 5,00 mm.
Sodann werden die Krallen an der anderen Schiene wo sie hier noch zur Probe liegen, exakt gegenüber mit der selben Prozedur verarbeitet und verklebt.
In diesem ersichtlichen Zustand sind die Krallen nun mit dem Kleber ordentlich abgebunden und verklebt.
Bevor die Feinjustierung der kompletten Spureisen erfolgen kann, werden die Isolierstücke vorsichtig auf dem Draht ca. 1,00 mm etwas zur Seite geschoben, der nun freie Bereich der Drähte mit einem kleinen Tropfen Zweikomponentenkleber benetzt, das Spiel auf der anderen Seite wiederholt und dann die Isolierung wieder mittig im Gleis eingestellt.
Nach dem abbinden des Kleber sind die Isolierungen auf den beiden Drahtenden fest und sicher verankert.
In ein paar Tagen "Ruhezeit" werde ich dann die Spureisen einer Feinjustierung unterziehen und einer farblichen Behandlung unterziehen.
Beim mehrfachen teils skeptischen betrachten dieser Arbeit bin ich nun zu der Meinung gekommen, dass trotz der "fehlenden Seilspanner" zwischen den Krallen bzw. der unterlassenen Nachbildung jener - wie sollte man auch die Dinger im Maßstab 1 : 87 maßstäblich nachbilden? - ein im großen und ganzen realistisches Bild im Gleis erzeugt worden ist.
Nach der später stattfindenden detaillierten Farbgebung und Schotterung des ganzen wird man dann sehen, wie sich Schlußendlich das Gesamtbild gestaltet.
Einen ganz anderen Weg der Herstellung von isolierten Spureisen ist der liebe Kollege Norman Timpe an seinem schönen sächsischen Schmalspurgleis aus Kleinserienproduktion gegangen.
Dazu sollen die folgenden Bilder etwas erklärend sprechen.
Modellbau und Foto by Norman Timpe |
Modellbau und Foto by Norman Timpe |
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