Mittwoch, 20. August 2014

Neue maßstäbliche Sprossenleitern braucht die Modellbahn - das zusammenfügen eines Bausatzes für ein paar maßstäbliche Sprossenleitern vom AW Lingen









Ein kleiner feiner aus Neusilberblech geätzter Bausatz für ein paar maßstäbliche Sprossen - Leitern hält Jochen Leisner vom AW Lingen in seinem Bauteile - Portfolio bereit.

Im eigentlichen Sinne handelt es sich bei diesem Bausatz "nur" um die geätzten Leiternstreben, welche mit 0,3 mm Draht bestückt und verlötet zu extrem feinen Exemplaren von Sprossenleitern mutieren.
Das exakte verlöten der Bauteile wird dabei mit zwei auf dem Ätzblech eigens beigefügten Lötlehren deutlich vereinfacht!

Wie üblich ist auch dieser Bausatz beim AW Lingen Jochen Leisner direkt oder im H0fine Shop wie die meisten anderen vom AW Lingen produzierten Bauteile erhältlich.

Wenn ich auch oben schrieb, dass der Zusammenbau bzw. das verlöten der Bauteile untereinander durch zwei Lötlehren deutlich vereinfacht sei, so ist dennoch eine gehörige Portion "Geduld und Spucke" neben etwas mehr Löterfahrung vonnöten, um die Leiternstreben beim zusammenfügen mit den Sprossen aus Draht auch ordentlich zu einer Sprossenleiter verbinden und entstehen zu lassen!



Im ureigentlichen Sinn habe ich mir diesen Bausatz der Leiternstreben für meinen - noch immer im Umbau befindlichen - 22³ geschweißten Kesselwagen von BRAWA zugelegt, um an diesem Wagen maßstäbliche Aufstiege mit ebenso maßstäblichen Sprossen auf den Kesseldom zu realisieren.
So wird aber nun diese Leiter den Aufstieg auf dem Westentaschen - Modul Nr. 1 eingegrabenen Kessel nebst einer neuen "Kleinbahnmäßigen" angefertigten einfachen Bühne zieren, denn die originale Kesselbühne des Kessel von Sachsenmodelle ist in ihrer Qualität wirklich nicht nur für dieses Projekt zu gebrauchen! Zugleich stellt der Bau dieser ersten Leiter eine gute Übung für weitere solcher Teile dar.
Zu diesem Thema aber in einem späteren Beitrag dann mehr!

Wie wird nun eine solche Sprossenleiter aus dem Ätzblech erstellt, einzelne Schritte meines Vorgehen sollen dies nun im folgenden zeigen:



Das kleine Ätzblech beinhaltet sechs Stück Leiternstreben a' 52,0 mm Länge nebst den beiden mit den roten Pfeilen gekennzeichneten Lötlehren.
Diese beiden Teile werden nun als erster Akt dem Ätzblech entnommen.



Die beiden Lötlehren werden nun sorgfältig an ihren angeätzten Nute um 90° abgewinkelt.



Um mit einer Hand mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen, habe ich eine der Lehren kurzum auf einem Stück kupferkaschierte Leiterplatte mit der Flamme aufgelötet.
Die beiden Streben werden in ihre in der der Lehre vorgesehenen geätzten Schlitze gelegt, so ist eine hochkantig exakte Führung gewährleistet.
Die lose Lehre wird nun von Lötstelle zu Lötstelle  geführt, so ist ein genauer Abstand beim einlöten des Messingdrahtes zwischen den Streben gewährleistet.

Vielleicht noch etwas zu meinem für diese Aufgabe verwendeten Messingdraht.
Laut AW Lingen sind die geätzten Bohrungen in den Streben für die Aufnahme eines Draht mit 0,3 mm Durchmesser vorgesehen.
Dies scheint mir etwas zu knapp im Durchmesser der Bohrungen zu sein, mit einem 0,3 mm starkem Draht ist die ganze Sache zwar machbar, dass einführen des Drahtes ist aber bedingt durch eine gewisse entstehende Strenge in der Bohrung sehr schwierig. Der Draht paßt zwar Haarscharf in die Bohrung, läßt sich aber dann schwer in dieser bewegen. So war das einfädeln in die folgende zweite Strebe ein elendes Geduldspiel.
Eine Möglichkeit dieser kleinen Unpäßlichkeit zu entgegnen, wäre das aufbohren der geätzten Bohrungen in den Streben auf 0,35 mm.
Da für exakt maßstäbliche Sprossen diese 0,3 mm eh etwas zu stark sind, angebracht sind besser 0,25 mm, habe ich einfach einen Draht für die Sprossen mit 0,2 mm eingesetzt und bin demzufolge einem aufbohren der Bohrungen ausgewichen.
So ging das Prozedere des einfädeln der Drähte in die beiden Streben relativ spielend von Statten!



Nach dem kompletten einlöten der Drähte schaut das Ergebnis nun so aus.

Nach ein paar Wochen in jenen ich den Lötkolben nicht für filigrane Lötungen gebraucht hatte, gab es wirklich anfänglich einige Schwierigkeiten beim exakten dosieren bzw. aufnehmen des Lötzinn.
Dies zeigt sich hier im Bild an verschiedenen Lötpunkten wieder.
Man sollte gar nicht glauben, wie schnell diese eigentlich schon an vielen anderen Projekten gekonnte und in die Tat umgesetzte Feinmotorik wieder "verschwinden" kann.
Nach ein paar Lötungen war diese Feinmotorik aber wieder bestens vorhanden.



Das entlöten der von mir mit Lötzinn zu hoch dosierten Lötstellen wird ganz einfach mit einer abisolierten feinen Litze durchgeführt. Dabei werden die einzelnen Adern der Litze schön einzeln wie es im Bild zu sehen ist auseinander gepfriemelt, in Phosphorsäure getaucht wobei zusätzlich auch die zu entlötenden Stellen mit der Säure nicht zu wenig benetzt werden und dann in folge an jene Stellen angelegt. Die Lötkolbenspitze mit sehr hoher Temperatur darf beim Vorgang des entlöten nur auf der Litze und niemals am Werkstück selbst zu liegen oder in direkte Verbindung kommen!!
Erwärmt wird nur die Kupferlitze! 
So wird die Litze erwärmt und dabei vorsichtig etwas an der zu entlötenden Stelle entlang gezogen.
Die "verbrauchten Litzenstücke" im Bild zeugen von einer nicht zu knappen Entfernung von überschüssigem Lot.
Übrig bleibt an der Sprossenleiter ein größerer Anteil an Lotzunder, welcher dann beim säubern der Leiter - in meinem Fall wieder einmal im Ultraschallbad - restlos verschwinden wird.

Diesen Weg der Benutzung von einfacher Drahtlitze verschiedenster Stärke je nach Anwendungsvorgabe zum entlöten gehe ich schon viele Jahre, es macht einfach unabhängiger von Industrieprodukten und sparen kann man somit auch noch ein paar Cent.

Natürlich befindet sich die Sprossenleiter nach diesem Prozedere nicht mehr im völlig geraden Zustand, dies läßt sich aber ganz schnell wieder in Ordnung bringen.



Die nun geputzte und im Ultraschallbad gesäuberte Sprossenleiter liegt bereit für die weitere Verwendung einer demnächst neu zu erstellenden einfachen Kesselbühne des eingegrabenen Kessel eines ehemaligen Kesselwagen.

Im Endeffekt ist mit der Leiter ein maßstäbliches Teil aus dem Ätzblech vom AW Lingen entstanden, mit ein paar von mir beschriebenen Kniffen ging die Erstellung auch in ca. 60 Minuten reiner Arbeitszeit relativ schnell über die Bühne - und zufrieden mit diesem Ergebnis bin ich auch!


Ein kleiner Nachtrag zum von mir für die Sprossen verwendeten Draht von 0,2 mm Stärke:



Diese Spule mit gewickelten 100 Meter Draht im Durchmesser von 0,2 mm habe ich in einem Baumarkt - in meinem Fall der Baumarkt Toom, aber auch im Bauhaus und anderen Baumärkten habe ich diesen selbigen Draht verpackt in einem Plastiktütchen in der Floristikabteilung / Zimmerpflanzenabteilung bei den Bastelmaterialien und Bastelfarben schon gesehen - für ca. 3,00 Euro gekauft.
Dieser Messingdraht ist mit Lack überzogen, dieser natürlich entfernt werden muß. Dies geschieht ganz leicht mittels leichtem durchziehen durch ein Stück den Draht  umlegtes 600 - 1000er Korund - Schleifleinen.
Gleichfalls beim durchziehen durch das Korund bekommt man diesen Draht von der Rolle auch ohne Probleme gerade gezogen!


Nachtrag am 23. September 2014

Zwei schöne Aufnahmen von seiner gefertigten Leiter aus dem Bausatz vom AW Lingen hat mit der nette Kollege Peter Trinks zugesandt.(Siehe Kommentar!)



Modelle und Aufnahme: Peter Trinks
 Angelehnt an den Lokschuppen der 1000 mm H0m Schmalspurbahn kann man sehr gut die filigrane und maßstäbliche Leiter erkennen.
Ich denke schon, dass gerade jene Details in einer nachgebildeten Szene wie diese des "gemütlichen" Schmalspur - Bw ausgesprochen gut zu Gesicht stehen.

Ganz nebenbei: man kann in der Einfahrt des Schuppen zum einen die im (fast) völligen Selbstbau aus Messingblech neben anderen Materialien entstandene Lokomotive und zum anderen eine sehr interessant aufgebaute Mechanik zum öffnen und schließen der Tore erkennen ...


Modelle und Aufnahme: Peter Trinks
Auch hier an die Bekohlungsanlage des kleinen Schmalspur - Bw angelehnt macht solch eine filigrane Leiter eine sehr gute Figur!
Die beiden Bilder zeigen einen sehr schönen Eisenbahn Modellbau, für die freundliche Zusendung möchte ich mich bei Peter sehr herzlich bedanken!

Eine Aufnahme von weiteren schönen Bausätzen kleiner Details aus dem  AW Lingen hat mir Peter zuzüglich zugesandt:



Diese Bausätze werden wohl demnächst auch auf meinem Basteltisch verarbeitet werden.

4 Kommentare:

  1. Moin Ingo, nette Feierabendbastelei. Ich sollte doch mal wieder beim AW Lingen auf der Seite stöbern. Und deine Entscheidung für 0,2mm Draht war richtig. Stärkerer Draht ist nur einfacher zu bekommen :-)

    Viele Grüße

    Stefan

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    1. Moin Stefan,

      dass AW Lingen hat in der Tat ein paar sehr interessante und schöne kleine Bausätze zu bieten!
      Dabei bin ich schon sehr gespannt was Jochen Leisner demnächst laut seiner Neuigkeiten Informationen zu den Kesselwagen von Fleischmann bieten wird.
      Man darf wirklich gespannt sein.

      Liebe Grüße

      Ingo

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    2. Hallo Ingo,
      schon vor längerer Zeit aus dem gleichen Bausatz:
      [URL=http://www.directupload.net/file/d/3753/b6dpkifu_jpg.htm][IMG]http://s7.directupload.net/images/140922/temp/b6dpkifu.jpg[/IMG][/URL]
      Allerdings mit 0,3mm aufgebohrt.
      LG
      Peter

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    3. Hallo Peter,

      Dein geposteter Link funktioniert leider nicht!
      Zudem ist in den Kommentaren bzw. der Software das posten von Bildern nicht vorgesehen.
      Wenn Du mir per Mail ingo.schuetze.bergmann@googlemail.com Bilder von Deiner Leiter senden würdest, stelle ich diese mit Deinem Namen in diesem Beitrag ein.
      Das wäre kein Problem.

      LG. Ingo

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