Samstag, 28. Juni 2014

Ein paar "kleine Basteleien" am Modell des offenen Güterwagen der Gattung Omm 33 Villach von Liliput und das verjüngen der Seiten- und Stirnwände des Wagenkasten







Die offenen Modell - Güterwagen der verschiedenen Großserien - Hersteller besitzen, auch wenn sie ihren Maßen nach noch so maßstabsgerecht, vorbildgetreu und feinst detailliert nachgebildet und mit zum Teil weiteren vielen filigranen Bauteilen bestückt sind, dennoch ein großes Manko, ihre Wagenkastenwände sind fast ohne Ausnahme den Maßen des Vorbild gegenüber viel zu stark geraten.
Ich möchte nun hier und heute nicht auf die Gründe dieser Fehler eingehen, ich denke dabei, dass diese bedingt durch die Herstellung und des verwendeten Kunststoffmaterial allseits bekannt sind.

Nimmt sich nun der Eisenbahn Modellbauer einen solchen aus Großserie stammenden offenen Wagen vor um ihn zu verfeinern und / oder einem realen Vorbild anzugleichen, so ist immer dabei auch die Hürde der zu stark / dick ausgebildeten Wagenkastenwände zu nehmen.
So geschehen auch in diesem meinen Fall des Omm 33 Villach von Liliput.

Nachdem schon einige Arbeiten am offenen Güterwagen Omm 33 Villach von Liliput die Optik und Vorbildtreue zum Teil massiv verbessert haben und wovon ich auf diesen Seiten im Blog detailliert in Wort und Bild berichtete, sollen nun im folgenden die vier Seitenwände des Wagenkastenaufbau verjüngt bzw. schmaler bearbeitet werden, um ein noch besseres dem Vorbild angeglichenes Bild am Modell zu erzeugen.
Im nebenstehenden Bild ist links der originale und rechts der bearbeitete Wagenkasten mit seiner Verjüngung der Seiten- und Stirnwände zu sehen.

Zu meinem Leidwesen muß ich aber bekennen, dass mir die exakten Maße der Stärke des Vorbild mit Bretterwänden ausgestattet inklusive des Obergurt noch immer nicht genau bekannt sind, dieser Villach aber auch nicht absolut maßstabsgetreu im Modell hergerichtet werden soll - und dies auch nicht möglich ist - , kann ich mit der Verwendung nur annähernden Maßen, abgenommen von einigen anderen offener Wagenbauarten mit Bretterwand und Obergurt gut leben.
So ist nun die Materialstärke der Wände des Liliput Villach mit etwa 1,55 mm zu beziffern, was ein Maß beim Vorbild von ca. 135 mm bedeuten würde! Geht man davon aus, dass der beim Vorbild verwendete Obergurt je nach Bauart  ca. < 80 mm - 100 mm breit ist, so sind dies im Maßstab 1 : 87 zwischen < 0,9 mm und 1,15 mm.
Mit diesen Maßen im Hintergrund habe ich mir nun vorgenommen, die Kastenwände des Villach von Liliput auf das Maß von 1,0 mm Stärke zu verjüngen.

Selbstverständlich ist die von mir im Anschluß dokumentierte Vorgehensweise auch auf andere aus Kunststoff gefertigte offene Wagenkästen der verschiedenen Fabrikate und Hersteller am Markt anwendbar!



Mein Werkzeug welches ich zur Verjüngung von ebenen Flächen aus Kunststoff eben auch die der Wände von Wagenkästen - soweit diese nicht an den Innenwänden von Modellen dem jeweiligen Vorbild nachgebildet sind - ist die im Bild zu sehende und nur allein die beiden Flachseiten behauene Echappement Flach - Feile Hieb 6 höchster Güte.
Die beiden schmalen Seiten sind Spiegelglatt und zu den behauenen Seiten hin als sehr scharfkantig zu bewerten, somit dient mir diese Feile als "gemeiner Schaber", mit diesem es möglich ist, mit nötigem Gefühl kleinste Späne vom Kunststoffmaterial flächig und sehr gleichmäßig abzuziehen. Solch ein Arbeitsgang des gleichmäßigen abziehen bedarf natürlich etwas Übung, ist aber mit Geduld relativ schnell erlernbar!
Das Resultat diese Job kann man am nebenliegenden Haufen der abgetragenen Späne recht gut erkennen.

Sollen nun im Anschluß ein paar Details zur Arbeitsweise und den dabei entstandenen Resultaten folgen:



Die Feile wird in dieser zu sehenden Stellung gleichmäßig und mit nur wenig Druck auf die zu bearbeitende Fläche aus zu üben komplett auf deren ganzen Länge gezogen. Nach jeweils "5 Bahnen" wird die Feile mit der Kante gedreht und das gleiche dann von der anderen Seite wiederholt. So ist dabei auch der Umstand gegeben wirklich bis in beide Ecken einer Wand Material abtragen zu können! Dabei muß darauf geachtet werden, das die Kante der Feile immer vollständig auf der ganzen zu bearbeitenden Fläche aufliegt!!
Nach jeweils einem Zyklus "rechts - Links" sollte mit dem Meßschieber das herrschende Maß der Stärke der Wand an mehreren Punkten abgegriffen werden. So ist erkennbar, ob die Feile gleichmäßig Material abträgt.
Diese Prozedur wird dann wie in meinem Fall auf 1,0 mm Stärke fortgeführt.
Bei einem Versuch habe ich eine Seitenwand bis auf 0,8 mm abgearbeitet, dass ist dann aber auch als sehr kritisch zu bewerten, da die Seitenwände bei diesem Maß beginnen einen Bauch nach außen zu bilden.

Die erkennbar leichte Beschädigung des Kastenboden mit seinem nachgebildeten Bohlenbelag habe ich bewußt in Kauf genommen, wird doch dieser später nach dem lackieren des Kasten mit "Echtholzbohlen" ausgestattet werden.



Der nun nach der Bearbeitung erkennbare Unterschied der Stärken der Seitenwände des Villach Wagenkasten.
Mit einer sehr feinen Feile werden nun die Seitenwände speziell am Obergurt bearbeitet und dabei begradigt. Dieser Job geht sehr schnell von der Hand, es bedarf nur sehr wenige Feilstriche bei vorher sorgfältigem abziehen.
Dabei sollten dann auch gleich die Kastenecken am Wagenboden rechtwinklig mit bearbeitet werden.



Die Stirnseiten vorher / nachher auf einen Blick.
An Hand diesem Bild ist sehr gut zu erkennen, dass der Winkel der beiden Seiten unten am Boden noch bearbeitet werden muß.
Die läßt sich sehr gut mit einem passenden Stichel oder Schaber meistern.



Große Sorgfalt und Obacht sollte beim bearbeiten des Wagenkasten auf die Kastenstützen und die vier oberen Scharniere der Stirnseiten gelegt werden, diese Teile sind natürlich extrem empfindlich und brechen sehr schnell ab.
Aber mit Geduld und Sorgfalt beim bearbeiten sind diese Teile nicht zu verletzen auch kein großes Problem.
Vielleicht wird der eine oder andere diese Vorgehensweise als sehr unorthodox betrachten, aber wenn dabei bedacht wird, dass das somit erzielbare Ergebnis durchaus respektabel und  zufriedenstellend ist, heiligt dieser Umstand alle Mittel.

Die Flächen der bearbeiteten Wände werden zum Abschluß noch mit 1000er Schleifkorund vorsichtig geglättet, dann sollte das Ergebnis dieser Arbeit zufriedenstellend sein.

Bevor ich vor einiger Zeit angefangen habe die Wagenwände gemäß dem hier vorgestellten zu bearbeiten, habe ich das ganze Prozedere um ein Gefühl für dies Sache zu bekommen, an zwei alten defekten Wagen geübt.
Das hat mir damals sehr geholfen!

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