Donnerstag, 21. April 2016

Einschottern meiner Gleise und Weichen - großer Aufwand für ein realistisches Resultat? Das Kapitel 1 / 2







Es wurde wohl schon sehr viel über das "richtige" einschottern von Gleisen und Weichen geschrieben und philosophiert, im Grunde wird wohl fast ein jeder der sich ein realistisches Schotterbett für seine Gleise und Weichen wünscht im laufe der Zeit und bei zum Teil vielen durchgeführten Versuchen und Experimenten seine eigene Technik bei diesem Vorhaben gefunden haben.

Das Thema Schotter und *richtiges* einschottern ist meiner Meinung nach sehr umfangreich, aus diesem Grunde ich beschlossen habe, in zwei Teilen detailliert in Wort und Bild zu berichten und wie ich es sinnvoll versuche anzustellen, eine Schotterung einigermaßen einem Vorbild gemäß in den Schienenweg einzubetten.
Zudem hatte ich in den Jahren hier im Blog schon einiges in Wort und Bild über das Schotter und einschottern von Gleisen und Weichen in mehreren Beiträgen berichtet.
Es ist sicherlich nicht das "Non - Plus - Ultra" was ich hier heute zeigen werde, bin aber schlußendlich mit meinen  erzielten Ergebnissen nach vielen Versuchen und Experimente mittlerweile ganz zufrieden!
Trotzdem sei der Leitspruch auch hier gesagt - besser geht's immer und daran arbeite ich auch weiterhin!



Die Farbgebung der Schienen, Kleineisen und Schwellen ist an dieser Weiche noch lange nicht fertig gestellt, den hier im Bild zu erkennenden Anstrich möchte ich als erweiterte Grundierung bezeichnen!
Sämtlicher Farbauftrag besteht aus Ölfarben und ist vor etwa 8 Monaten entstanden. Diesen doch sehr langen Zeit benötigt eine qualitativ sehr hochwertige Künstler Ölfarbe der Fabrikate Schminke, Lucas usw. mindestens zum abbinden und trocknen - zur vollständigen Entfaltung der ihnen anhaftenden und zu erzielenden herrlichen Farbspektren.
Wenn man es mit den Ölfarben so richtig drauf, den Umgang mit ihnen gelernt hat - und davon bin ich persönlich leider noch sehr weit und mit Sicherheit diesen Zielen unerreichbar entfernt - stellt es kein Problem dar, ein Farbspektrum 1 : 1 dem jeweilig gewählten Vorbild zB. in diesem folgenden meinem Fall der Weiche einer Grubenanschlußbahn zu erzeugen!!



Genau wie oben im ersten Bild zu sehen ist hier die Einschotterung soweit fertig gestellt, der Leim ist noch nicht komplett abgebunden ergo der letzte Zeitpunkt, um noch einige leichte Retuschen an der Oberfläche zu tätigen.



Das Material meines heute verwendeten mineralischen Schotter kommt aus dem Regal von ASOA Klaus Holl.
Es ist zum einen ein Granitschotter in feiner Ausführung der eigentlich für die Baugröße TT gedacht, dieser aber speziell für nachgebildete Neben,- Klein- und auch Werksbahnen ob seiner Größe bestens geeignet ist.
Hinzu kommt ein weicher Flachpinsel zum verteilen und leichtem verdichten des mit dem Spachtelmesser in kleinen Portionen aufgebrachten Schotter.
Das Leimgemisch von dessen Zusammensetzung nach eigenem Rezept ich im folgenden berichten werde, wird mittels zweier Injektionsspritzen verschiedener Größen auf das Schotterbett aufgetragen werden.




Dies beiden Bilder vom Vorbild mit der Schotterung des Gleises habe ich schon einmal im voran gegangenen Beitrag der ersten Bilder der Schotterung gezeigt, möchte aber hier nochmals "beweisen", dass bei Kleinbahnen auch mit Schottergestein kleinster Größe gemischt mit Flußkies Schienenwege nach Reichsbahn Oberbau K ausgestattet waren.



Als die einzigen Produkte eines Holzkaltleim - wenn überhaupt ein Holzkaltleim für diese Aufgabe verwendbar ist - den ich persönlich zum einschottern akzeptiere, stellen die Produkte Bindan - RS und Bindan - S Schnellbinder dar, welche mit unter im Falle des RS zum kleben von Lasercut Bausätzen aus Karton und Holz von den diesbezüglichen Herstellern zB. Joswood empfohlen wird. Dies hat auch seine Berechtigung, ist dieser Holzkaltleim wirklich bester Qualität!
Der Grund der Empfehlung aber ist seine fast völlige Freiheit von beigegebenen bzw. beigefügten "Streck- und Füllmitteln" wie Kalk, Sand, feinstes Holzmehl, Formaldehyd usw., welche die allermeisten Hersteller zB. Ponal, UHU ua. ihren Holzkaltleimen beifügen.
Man sollte nicht glauben, was so alles für sogenannte Füll- und Zusatzstoffe in einem Holzleim zu finden sind! Genau diese Zusatzstoffe tragen dabei aber federführend Schuld, dass ein so geleimtes mineralisches Schotterbett oft das Bild einer eher Gallert - artigen extrem nachgedunkelten Masse, denn einer schönen "gekörnten" Einschotterung mit dabei "unsichtbarem" Kleber von Gleisen und Weichen zeigt.

Aber auch das viel diskutierte sogenannte nachdunkeln des verwendeten mineralischen Schotter ist zudem zum größeren Teil auf diese beigefügten Zusatzstoffe in den Weiß - Leimen zurück zu führen!
Natürlich dunkelt mineralischer Schotter in Verbindung mit Feuchtigkeit immer etwas nach, dass ist keine Frage und physikalisch bedingt, nur hat er bei Verwendung der Leime mit vielen Zusatzstoffen versetzt beim abbinden des Kleber nicht die Möglichkeit, selbst wieder abzutrocknen. Er wird dabei "mit einem Schlag" luftdicht versiegelt und kann bildlich gesprochen nicht mehr atmen, seine gespeicherte und anhaftende Feuchtigkeit beim Trocknungs- / Abindevorgang nicht wieder abgeben!

Ein paar Gedanken zum Thema Fließverbesserer

Das Thema Fließverbesserer als Helfer zum entspannen der Oberflächen der zum verkleben fertig gestellten "Schotterei" scheint bei den Herstellern solcher Mittelchen ein einträgliches Geschäft zu sein, schaut man sich die Preise bei den gängigen Anbietern solcher Tinkturen einmal an.
Der Fließverbesserer von ASOA zB. ist nicht schlecht, auf jeden Fall macht dieser anstandslos seine Arbeit,  beim gleichnamigen Produkt von Spurenwelten scheiden sich dann die Geister, so riecht es beim aufsprühen doch sehr stark nach Chemie!
Zudem zeigt dieses Produkt eine ziemliche Aggressivität gegen über Kunststoffen zB. dem Trägermaterial von Grasmatten, dieses es bei deren Berührung sofort beginnt aufzulösen und selbiges auch zu beobachten an den Kunststoff Fasern der Gräser selbst.

Dabei muß sich der Modellbahner diese "nur" mit Netzmittel angereicherten und so gebrauchsfertiger Mixturen und Lösungen für verhältnismäßig viel Geld nicht kaufen. Es gibt auch hier sehr viel preiswertere (und bessere!) Alternativen, um zum gewünschten Erfolg zu kommen.
Den wohl mehrheitlich größten Einsatz zum entspannen von Wasser bzw. Wasser / Weißleim Gemisch bei den Modellbahnern wird der Zugabe von ein paar Tropfen Spülmittel wie Pril oder Fit gegeben, dies entspannt natürlich ohne Problem die Flüssigkeit und die Oberflächen in diesem Fall des mineralischen Gestein, ist aber wiederum ihrer chemischen Zusätze bei Leibe nicht das gelbe vom Ei!
Denn was geschieht mit diesen chemischen Zusätzen beim einschottern - sie bleiben dem Schotterbett in versiegelter Form erhalten!

Als Netzmittel benutze ich schon seit einigen Jahren das feine und natürliche Produkt *Ochsengalle* für die Aquarellmalerei von Schminke! Dies ist ein auf natürlicher Basis fabriziertes sehr sehr gut funktionierendes Netzmittel, ohne den geringsten verbleibenden Rückstand im späteren abgebundenen Schotterbett aufzuweisen.
Ich mische mir auf ca. 100 Gramm Bindan Holzleim 500 Gramm / 500 ml destilliertes Wasser und etwa einen Teelöffel der Ochsengalle von Schminke meinen Schotterleim zurecht.
Ein vorab befeuchten bzw. einsprühen des noch trockenen Schotterbettes vor dem einschottern lehne ich persönlich ab!
Gerade durch jnes einsprühen entsteht beim auftragen des Schotterkleber ein unkontrolliertes fließen nicht nur in Richtung Schotter, sondern auf alle dabei mit dem Fließverbesserer oder Wasser / Spüli Gemisch usw. befeuchteten und in Berührung gekommenen Teile der Gleise und Weichen. So werden die Schwellen und Kleineisen wie auch der Stellmechanismus der Weichen ganz automatisch mit dem aufgebrachten Kleber benetzt, denn dieser kriecht dank der kompletten Befeuchtung der Baustelle nun natürlich auch an diese Stellen.
Dies gilt selbstverständlich unter allen Umständen zu verhindern!!




Beim verlegen des Weinert mein Gleis Material entferne ich komplett alle Stege zwischen den Schwellen um ein naturgetreues Schotterbild mit "Durchblick" unter den Schienenprofilen in die Zwischenräume der Schwellen zu erhalten. Diese Vorgehensweise betrifft die Gleise und auch die Weichen gleich wohl!
Der Nachbildung eines Gleises II. und auch II. Ordnung geschuldet müssen die Schwellen eh in einem größeren Abstand verlegt werden wie es das Flexgleis so nicht bietet.
Demzufolge ist eine komplette Einzelverlegung jeder Schwelle im Gleis vor Nöten.

Das komplette Gleisbild wurde nach dem verlegen der erste Grundanstrich verliehen, in meinem Fall mit Ölfarben welche hier am Beispiel nun gute 8 Monate Zeit der Trocknung erhielten, um sich ihrem Farbspektrum richtig entfalten zu können.

In letzter Zeit konnte man zB. in verschiedenen Fachpublikationen der MoBa Presse lesen, dass beim altern und patinieren von Fahrzeugen von den jeweiligen "Fachleuten" ua. auch Ölfarben eingesetzt werden und diese dann sofort nach ihrem Auftrag mit einer Schicht Klarlack versehen bzw. versiegelt werden.
Das heißt im Grunde nichts anderes als ein vergewaltigen und morden dieser Ölfarben und zeugt ganz sicher nicht auf bestehende und gefestigte Fach- und Sachkompetenz der (selbst-?) berufenen Fachleute zu diesem Thema!
Es ist wirklich ein Jammer, was so alles für "Realitätsbefremdendes" in manchen der Gazetten am Markt geschrieben wird ... ergo purer Aktionismus und sicher nicht nützlich für den Leser!
Ölfarben müssen atmen, sie bedürfen einen langen Zeitraum um sich nach dem auftragen entwickeln und erst dann ihre schönsten Farbspiele zeigen zu können.
Wer dazu die Zeit oder Geduld nicht besitzt, sollte lieber die Finger von Ölfarben lassen!!





In jedes noch trockene Fach - in der Regel 8 - 10 Fächer kurz hinter einander - wird mit der kleinen Spritze vorsichtig ein erster Tropfen Leim genau auf die Oberfläche des Schotter gegeben und läßt diesen seinen Weg suchen. Ohne aufzuschwemmen dank der Ochsengalle als Netzmittel gelingt dies bestens, denn nach 3 - 4 Sekunden ist ein Fach bis nach außen an die Ränder der Schwellen gleichmäßig feucht und dennoch eben, so dass im folgenden mit der großen Spritze weiter - Tropfen für Tropfen! -  gearbeitet werden kann bis der Leim kurz unter der Oberfläche des Schotter steht.
Dies hört sich nun sicher als sehr langatmige Arbeit an, ist sie nach einer Übung aber keinesfalls mehr!
Natürlich können mit dieser Methode große Anlagen so nicht eingeschottert werden, dies würde wohl Wochen wenn nicht gar Monate dauern, aber auf Modulen und Dioramen auf jenen man besonders detailliert arbeiten möchte, ist die Arbeit relativ schnell erledigt.



Sollte dennoch einmal ein Tropfen auf Schwellen und Schienen geraten, werden diese sofort mit einem Ohrpad abgesaugt. Dadurch enstehen keinerlei Rückstände des Leim auf dem Material.




Nach getaner Arbeit schaut dann das mit Leim gesättigte Schotterbett so aus.



Bis ca. 6 Stunden Trocknungszeit können noch leichte oberflächliche Retuschen am Schotterbett ausgeführt werden.
Die völlige Durchtrocknung und Abbindung des Leim ist nach ca. 36 Stunden erreicht, solange sollte man der Sache Zeit lassen!

Nach dieser Zeit kann mit den vielen Folgearbeiten im Detail am und im Gleis begonnen werden, die ich im zweiten und letzten Beitrag an Hand meiner Vorgehensweise zeigen werde.

.. und unter diesem Link geht es zum 2. Teil der Schotter - Orgie im Blog!


... und da es wie fast üblich bei mir musikalisch nicht still und leise im Hintergrund beim verfassen eines Beitrages zugehen kann - zugehen darf, drehen heute die Vinylscheiben des Doppelalbum der beiden ex Led Zeppelin Rockbarden Robert Plant und Jimmy Page  ""NO QUARTER"", vorliegend in UK 1. Press auf Phonogram (LTD) London 1994 erschienen, auf dem Plattenteller eines Linn Sondek LP 12 / Walhalla / Akito /  Shelter 501 MK II lautstark der Rille folgend ihre Runden

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