Freitag, 18. September 2015

Offene Güterwagen mit Echtholz - Bohlen für die Ladefläche im Modell







Eine kleine aber wie ich es immer wieder finde wirklich sehr lohnenswerte Bastelei zur optischen Aufwertung von Ladeböden offener Güterwagen, ist das aufbringen von Echtholzbohlen aus Lindenholz.
Lindenholz ist ein sehr feinfasriges Holz, läßt sich hervorragend bearbeiten und realistisch mit Beizen und Pigmenten gewonnen in meinem Fall von Künstlerkreide einfärben.

Am Markt sind ja bekanntlich für die verschiedensten Wagenmodelle und Ladeflächen in wohl fast jeder Nenngröße und Spurweite gelaserte "Holzböden" erhältlich, welche einfach auf die jeweilige Ladefläche der Modelle gelegt werden und so den (Echt-) Holzbohlen Boden imitieren sollen. Diese bestehen aus verschiedenen zum lasern geeignete Kartonagen oder Holzersatzstoffe. Allen gelaserten Produkten gemein ist aber, dass diese Böden zum einen viel zu stark / dick dimensioniert und zum anderen auch beim besten Willen dem Material und seiner Verarbeitung geschuldet nicht sehr gut auf eine realistische Holzstruktur nebst Einfärbung getrimmt werden können. Der optische Eindruck geht mir persönlich einfach über ein Uniform konformes Bild nicht hinaus.
So sind die allermeisten der Wagenböden von Modellen aus Großserie kommend am Markt dem Vorbild gegenüber zudem viel zu hoch im Wagenkasten angesetzt / konstruiert, auch bedingt der eingebauten Kurzkupplungskulissen im Fahrwerk, ein dann noch aufgebrachter gelaserter Boden verstärkt diesen negativen optischen Eindruck um ein weiteres.
Ich persönlich habe bis dato noch keinen fertig gelaserten Wagenholzboden unter 0,4 mm Stärke gesehen, oft sind diese sogar leider noch stärker.

Zum Leid ist auch an meinem heute zu bearbeitenden Wagenboden des Plattformwagen Xw Erfurt von BRAWA der Boden im Wagenkasten um ca. 1,5 mm zu hoch  bemessen.
Der Umstand, dass der komplette Wagenkasten aus Zinkdruckguß besteht, was im eigentlichen Sinne sehr sinnvoll für das Eigengewicht des Modells zu bewerten sein dürfte, läßt aber die Chance auf ein ordentliches bearbeiten indem der Boden zB. entfernt und durch weit weniger starkes Material zB. Messingblech ausgetauscht wird, gegen Null sinken.
Sicher könnte man mittels einer Fräse ein paar Zehntel Millimeter vom Boden abtragen, da ich aber in reiner Handarbeit ohne maschinelle Unterstützung meinen Modellbau betreibe und obwohl mir von einem befreundeten Feinmechaniker diese Hilfe angeboten wurde, möchte ich diese Möglichkeit nicht in Anspruch nehmen und es bei diesem Kompromiß belassen.



Die fertig gestellte Beplankung des Boden im Wagenkasten in seiner Einfärbung eines in Erhaltung und Zustand als noch recht gut zu bewertenden Wagen beim Vorbild.
Der etwas gelbliche Farbton einiger Streifen kommt nicht von einer von mir betriebenen Einfärbung, sondern  es lagen einige der nicht abgelängten Streifen die ich vor ein paar Jahren bei H0fine im Shop erworben hatte, ohne eigene Verpackung in einem Karton. So ist das Lindenholz gemäß dem Vorbild beim lagern ganz natürlich nachgedunkelt.
Ich gebe ja zu, dass ich diesen Umstand der natürlichen Alterung im Vorab nicht berechnet hatte, entdeckt habe ich dies auch erst kurz vor dieser Bastelei! Es ist aber gut zu wissen, was auch mit solchen Holzstreifen alles möglich ist ...



Der Wagenkastenboden wurde mittels einem Glashaarradierer soweit bearbeitet, dass die lackierte Oberfläche zum aufkleben der auf exakte Länge vorbereiteten 2,2 mm breiten und 0,3 mm starken Lindenholzstreifen etwas angerauht ist.
Bevor aber die abgelängten Holzstreifen wie im Bild zu erkennen in Beize getränkt wurden, habe ich diese auf 0,2 Stärke reduziert um nicht den Wagenboden optisch über Gebühr noch höher ausschauen zu lassen.

Im übrigen ist das Beizen vor dem verkleben extrem wichtig damit die Poren des Holzes verschlossen werden und so der zum verkleben eingesetzte Sekundenkleber nicht durch das Holz an die Oberfläche drücken kann.
Würde dies geschehen bzw. eintreten, ist die ganze Arbeit für die Katz!



Verjüngt auf 0,2 mm wurden die Streifen recht einfach und effektiv in dieser Schleiflehre welche aus zwei 0,2 mm starken Messingblechstreifen besteht und diese sorgfältig auf eine kupferbeschichtete Pertinaxplatte aufgelötet sind.
So werden die Streifen in die Lehre eingelegt und mittels in meinem Fall einer der Körnung nach sehr feinen Schleifleiste ein- bis zweimal leicht abgezogen bis die Oberfläche der beiden Ms - Streifen erreicht ist.
Schleifleinen ab 600er Körnung auf die plane Fläche eines kleinen Holzklotzes oder ähnlichem geklebt tut es aber auch.

Die kleinen Schleifleisten selbst sind ein sehr effektives Werkzeug für viele Anwendungen, es sind noch Produkte aus ehemaliger DDR Produktion und wurden vor ein paar Jahren mit sehr großem Glück auf einem Flohmarkt absolut Neu in verschiedenen Körnungen in einem fast vollständig mit ihnen gefüllten Schuhkarton für sehr kleines Geld erstanden.



Der rote Pfeil zeigt auf eine ehemalige Holzschwelle, welche vorzüglich zum leichten !! andrücken der Holzstreifen beim verkleben ohne dabei mechanische Abdrücke im Holz zu hinterlassen geeignet ist.



Die Makroaufnahme zeigt nicht nur die schöne Maserung des Holzes und dessen Farbgebung, sondern auch die im Grunde verpfuschte Lackierung zumindest auf den Seitenwänden des Wagenkasten " Made in China".
Hier wird eine Nachbesserung nicht ausbleiben dürfen.



Zum Schluß stellt sich mir noch die Frage der auf dem Ladeboden angebrachten Zurrringe zum befestigen der Ladung beim Vorbild.
Die exakte Plazierung konnte ich bis dato noch nicht befriedigend ermitteln, es wird noch eine gesonderte Aufgabe in der nächsten Zeit für mich sein. Das dann eventuelle einbauen der Dinger dürfte kein Problem darstellen.

Geklebt wurden die Streifen mit dem absolut perfekten Industrie - Sekundenkleber, dieser im Shop von RST Eisenbahnmodellbau in verschiedenen Eigenschaften erhältlich ist.
Perfekter Sekundenkleber? - nachdem ich im Laufe der Jahre so ziemlich alle Produkte von Sekundenkleber am Markt ausprobiert habe kann ich nur sagen, dass die Qualität dieses Sekundenkleber wirklich die mit Abstand beste von all diesen anderen Klebstoffen in jeder Hinsicht ist!
Mir macht es mit diesem Kleber das erste Mal richtig Spaß mit Sekundenklebern zu arbeiten!

Man muß nun sehen in wie weit es möglich ist, durch eine geschickte Auswahl eines potenten Ladegutes für den Wagen den optischen Eindruck des zu hohen Boden im Wagenkasten etwas zu retuschieren.

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