Montag, 23. Mai 2016

Eine Weinert Weiche, ihr Schotter, ihre realistische Farbgebung ...






Gestern bei sehr gutem Sonnenlicht konnte ich für ein Stündchen einen weiteren Schritt der farblichen Bearbeitung an der zweiten Weinert Weiche auf dem Westentaschen - Modul Nr. 1 unternehmen, vom einschottern dieser Weiche ich vor Kurzem hier im Blog in einem eigenen Beitrag berichtete.

Diese rein mit Künstlerölfarben in Lasurmaltechnik aufgebauten mittlerweile in 7 Durchgängen erzeugten Farbspektren möchte ich final so nahe wie es mir möglich ist an den Zustand eines Vorbildes bringen.
Das Prozedere ist eine sehr zeitaufwendige Angelegenheit, bedeutet es doch immer nach einem sehr feinen Farbauftrag diesen ca. 1 Woche abtrocknen zu lassen, um dann mit einem zum Teil nur um wenige Nuancen geänderten Farbton dem vorigen sehr dünn mit relativ wenigen Farbpigmenten als folgenden aufzutragen.

Wie viele Schichten Ölfarbe ein jeder lasierend übereinander malen möchte, bleibt dabei einem selbst überlassen. Die sogenannten "Alten Meister" zB. beließen es selten unter dreißig Lasuren, und Untersuchungen haben gezeigt, dass selbst über hundert Lasurschichten vorkamen.
Die notwendigen Trocknungen zwangen dazu, dass in historischen Ateliers meist eine Reihe von Bildern gleichzeitig angefertigt wurde, dass die Malstuben zumindest teilweise nur als Werkstätten betrieben werden konnten.

Man mag mich nun mitunter meiner ""künstlerischen Tätigkeit"" einmal mehr belächeln und der Einwände, dass ich so wohl niemals mit einem Projekt richtig fertig werde konfrontieren.
Das ist völlig legitim, für mich aber zählt das Ergebnis am Ende der wenn auch sehr aufwendigen und langwierigen Gestaltungen und Basteleien und dabei ist mir der Zeitaufwand eher nebensächlich.

Leider kann ich mit dem fotografieren auch nach längeren Versuchen bei weitem nicht den wahren farblichen Zustand nebst der beginnenden Brillianz an der Weiche einfangen, darf aber sagen, dass jener Zustand in Natura optisch intensiver und schöner anzuschauen ist.




Mein Hauptaugenmerk liegt momentan auf den Schienen, diese mit der Lasurtechnik bearbeitet werden.
Die Holzschwellen bekommen schlußendlich ihr Finish nachdem die Schienen soweit eingefärbt sein werden mit selbiger Technik.
So ist mitunter ein abwechselndes bearbeiten von Schienen / Kleineisen und Schwellen in den Pausen der Trocknung auch möglich.
Ganz zum Schluß der Arbeiten wird dann das Schotterbett farblich angeglichen.

Ich habe nun ein paar weitere Detailaufnahmen für mich zur Ansicht zwecks den weiteren Arbeiten an dieser Baustelle gefertigt, von denen ich einige ausgewählte heute meiner Leserschaft nicht vorenthalten möchte und im folgenden eingestellt habe.


Die schwarzen "Flecken" auf den Schwellen sollen Teer- oder Bitumenanstriche nachbilden.
Bei Beschädigungen von Holzschwellen, sei es durch mechanische Einwirkungen oder auch nur durch lange Liegezeit eintretender natürlicher Verschleiß bzw. Verrottung, wurden diese blanken Stellen im Holz mit Teer ua. bestrichen und so gegen weiteren Zerfall zumindest für einen Zeitraum Abhilfe geleistet.
Dieses Prozedere wurde gerade bei Kleinbahnen / Werksbahnen immer wieder neu wiederholt, bis dann endlich einmal nach weiteren vielen Jahren die beschädigten Schwellen gegen dann meistens auch nur bessere alt brauchbare Schwellen ausgewechselt wurden, denn nur in seltenen Fällen wurde aus Kostengründen für diese Zwecke neues Material verwendet.



Die Doppelschwelle vor dem Herzstück mit den auf ihr liegenden Laschungen und Verschraubungen der auch im Modell "echten" Schienenstöße, soll eine wenig gepflegte und unterhaltene Situation darstellen.
Das langsame lösen der Verschraubungen und der daraus resultierenden beim befahren stark erhöhten mechanischen Beanspruchungen, zeigt nach nur kurzer Zeit einen feinen Abrieb des Material, welches sofort schon bei nur mäßiger Luftfeuchte korrodiert und so einen intensiven rötlichbraunen Roststaub erzeugt.
Aber auch hier sind noch ein paar Durchgänge des Lasieren nötig um ein optimales Bild zu erzeugen.



Schaut man sich nun den Farbauftrag der Schienen genau an ist erkennbar, dass wie beim Vorbild auch hier kein Quadratzentimeter der Schienen farblich des anderen gleicht.
Nun ist dies erst der Zwischenstand, mal sehen in welcher Form ich mein Vorhaben noch voran treiben kann.



Ein paar Wochen werden wohl noch ins Land gehen bis ich zum Abschluß der Farbgebung kommen werde, für mich ist die lange Zeit kein Problem macht es doch großen Spaß die Farbspiele und -Intensität bei gutem Licht zu betrachten.



... und da es wie fast üblich bei mir musikalisch nicht still und leise im Hintergrund beim verfassen eines Beitrages zugehen kann - zugehen darf, dreht heute die 10" LP bei audiophilen 45 U/min einer der wohl besten Produktionen des Jahres 2015 mit einem wahnsinnigem Klang und einer Dynamik die man nicht beschreiben kann vom US - Blueser Charlie Musselwithe und dem Kölner Richard Bargel an der Gitarre vom  WDR 2007 Live in Köln aufgenommen und ohne jegliche Overdub produziert und vom Edellabel Meyer Records in allerhöchster maximaler Qualität in 180gr. Vinyl gepreßt auf den Markt gebracht auf dem Plattenteller eines Linn Sondek LP 12 / Walhalla / Akito /  Shelter 501 MK II extrem lautstark der Rille folgend ihre Runden.
Diese kleine 10"er Platte mit ihren beiden Stücken zum Inhalt ist der absolute Hammer, ob Musik oder Produktion, besser geht es wohl nicht!!!
Muß man unbedingt gehört haben!

5 Kommentare:

  1. Bravo Ingo, dass kommt richtig!!
    Hat dein zähes festhalten an diesem Projekt nun doch die für mein Geschmack absolut richtige Wirkung begonnen zu zeigen!
    Ich verspreche dir das ich nicht mehr lächelnd deinem künstlerischen Treiben zusehe - ich bin nun überzeugt von deiner Theorie die du uns bei den letzten Stammtischen unter die Nasen gehalten hast!!
    Das Modul mußt Du unbedingt im Juni mitbringen, mal gucken ob die Jungs und Mädels dann dich auch noch belächeln ...

    In diesem Sinne bis demnächst, Gunther

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  2. Ne ne,Gunther, ich habe nicht gelächelt, vielleicht nur etwas geschmunzelt.
    Das wird dann ausgewertet wenn wir es mal wieder schaffen sollten uns ALLE auf einem Haufen zu treffen!
    Hoffe das es im Juno klappt!

    Ingo mach mal ruhig weiter so, wer weiß wohin das noch führen wird. Ich halte für Dich immer ein Plätzchen frei - wenn es arg schlimm werden sollte!

    Euch liebe Grüße,

    Ekki

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  3. Servus Ingo

    Ich finde es einmal wieder ganz Toll was man mit Geduld und Spucke schaffen kann.
    Diese Präzision auf hohem Level ist erstaunlich, bitte auch in Zukunft weiter so!

    LG. Volker Bender

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  4. Moin Volker und meine lieben Freunde,

    Dir Volker danke ich für Deinen netten Kommentar und werde natürlich auch weiterhin "mein Bestes" geben.

    .. und Euch Gunther und Ekki danke ich für euren unerwarteten "Sinneswandel"!
    Alles weiter Ende Juni zu den Tagen unseres "1 Jahrzehnt - Treffen!!" am Schwielowsee!
    Hoffe nur, dass ihr euch schon die Besuchserlaubnis aus dem NSW kommend beim MdI unserer Republik eingeholt habt ...

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  5. Hallo Ingo,

    was Du alles mit den Weinert Weichen anstellst und beschreibst und das wirklich auch nachvollziehbar und für mich praktisch gar nicht so schwer nachbaubar ist schon toll und dafür möchte ich Dir herzlich danken!
    Wenn ich mit meiner ersten nach Deinen Vorschlägen umgebauten und eingeschotterten Weiche demnächst fertig bin, würde ich Dir gern ein paar Bilder von "meinem Werk" zur Begutachtung schicken.
    Bitte weiter so in Deinem Blog, es gibt mir so viele Anregungen für meine eigenen Basteleien ..

    Viele Grüße von Johannes aus Schwerin

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